Kleine Fluchten: Das Grand Village an der Ostsee soll ein luxuriöses Schlossensemble werden. Noch ist nicht alles fertig

Die einen kennen das Schloss an der Ostsee noch aus jenen Zeiten, als im Gartencafé frischer Erdbeerkuchen gereicht wurde. Andere erinnern sich, dass sie hier mal zu einer schönen Hochzeit eingeladen waren. Und nicht wenige werden wissen, dass der weiße Prachtbau und seine zahlreichen Nebengebäude schon ziemlich baufällig waren, als das ganze Anwesen, einst Stammsitz der Grafen von Platen-Hallermund, vor knapp acht Jahren schließlich den Besitzer wechselte.

Der neue Eigentümer heißt Jan Henric Buettner – und ist ein Mann mit Visionen. Er mochte das Areal schon in seiner Kindheit und fasste 2005 den Entschluss, hier einen beträchtlichen Teil seines Vermögens zu investieren. Denn Weissenhaus bot dem neuen Schlossherrn die Möglichkeit, sich mal mit etwas viel Bodenständigerem zu beschäftigen als mit Internet und Start-up-Investments. Und so begann er, das 75 Hektar große Gelände Stück für Stück umzukrempeln. Er riss Böden auf und verlegte Leitungen, planierte neue Wege, baute Parkplätze und restaurierte marode Gebäude, alles in enger Abstimmung mit der Gemeinde und dem Denkmalschutz. 70 Millionen Euro dürfte der ganze Spaß am Ende kosten, so hat es jedenfalls Buettner kalkuliert. Sein ehrgeiziges Ziel: Eines der besten Hotel-Resorts des Landes soll hier entstehen – weitab gesellschaftlicher Hotspots, aber dafür direkt am Strand.

Vermietet werden bislang 26 unterschiedlich geschnittene Wohneinheiten, alle mit kostenfreier Minibar und WLAN sowie erstklassig eingerichtet in einem modernen Landhausstil. Einige Zimmer befinden sich in den Nebengebäuden nahe dem Schloss, andere unten am Wasser, nur ein paar Schritte entfernt vom Bootshaus. So heißt das Strandrestaurant, das schon im Sommer 2012 aufmachte und mit seiner Strandbar und dem Barbecuebereich jenen lässigen Charme versprüht, den Buettner hier etablieren wollte (in so einem Ambiente nimmt man auch eher in Kauf, wenn die junge Bedienung mal die Bestellungen verwechselt oder eine Gabel fallen lässt). Man kann hier frühstücken oder nur einen Kaffee trinken, aber auch – vor allem abends – ausgezeichnet speisen. Neben Klassikern wie Austern und Jakobsmuscheln bringt Executive Chef Alexander Dehn dann feine Variationen mit regionalen Zutaten auf den Tisch, etwa ein Tatar vom Ochsenherz mit Kalamata-Oliven und Antipasti, einen Ostseedorsch mit Blumenkohl, Nordsee-Krabben und Zitrusaromen oder offene Lasagne mit Ziegenfrischkäse und Zwergtomaten.

Mehr als 30 grundsanierte Gebäude soll das luxuriöse, aber kinderfreundliche Ensemble einmal umfassen, mit 80 hochwertigen Suiten, Appartements und Cottages. Der Hausprospekt schwärmt bereits von „offenen Kaminen, großzügigen Lounge-Bereichen, Sterne-Restaurant sowie Bar und Küche im Gewölbekeller“ – doch darauf müssen Gäste noch bis Sommer 2014 warten, denn bislang ist das Schloss, in dem auch 17 Suiten geplant sind, noch eine große Baustelle. Das mit 1500 Quadratmeter Fläche und Außenpool großzügig geplante Spa, mit dem Schloss durch einen Tunnel verbunden, ist nur im Rohbau zu erkennen. Und auch der Peerstall, das Gutscafé mit Rosengarten, hat noch nicht geöffnet. Zwar empfängt das Historic Village and Spa-Resort by the Sea (oder kürzer: Grand Village) schon seit Ende Juni zahlende Übernachtungsgäste, doch handelt es sich hier – und das müssen alle, die jetzt schon kommen, wissen – um ein Soft Opening. „Wir sind eigentlich erst bei fünf Prozent“, sagt Buettner, der sich kürzlich von seinem erst im März eingestellten Hotelchef getrennt und dessen Aufgabe einfach kommissarisch selbst übernommen hat.