Unterwegs getroffen: Reiseleiter Fahad al-Rizeiqi, der Alleskenner

Deutsche Gäste? „Immer gerne, da erlebt man was“, sagt Fahad al-Rizeiqi, grinst breit und erzählt von dem sehr großen, sehr beleibten Deutschen, mit dem er vor Jahren unterwegs war. Der habe ihn nach drei Tagen gefragt, ob er ihn eigentlich kenne. „Äh – Sie heißen Kohl, hatten Sie ja bei der Begrüßung gesagt“, antwortete Fahad verunsichert. Und erfuhr nun, dass er einen Ex-Bundeskanzler durch den Oman gondelte – Helmut Kohl auf dem XXL-Beifahrersitz und Frau Maike auf der Rückbank des Allradjeeps seien sehr interessiert gewesen an der Geschichte Omans.

Da waren sie mit dem Richtigen unterwegs. Der 26-Jährige hat auf jede Frage eine Antwort, die hinterher den Reiseführer- und Wikipedia-Check besteht. Er verehrt den Sultan, der das Land binnen 40 Jahren aus dem Mittelalter in die Neuzeit geführt hat und Fahad – wie jedem Omani-Mann – zum 24. Geburtstag ein Grundstück schenkte. Trotzdem, Fahad vergöttert den Herrscher nicht, bietet schon mal scherzhaft an, er könne für uns einen Termin zum Kaffee beim Sultan klarmachen.

Klappt sofort, allerdings bei Stoffhändlern im Suk der ehemaligen Hauptstadt Nizwa: Fahad kennt sie alle. „You want Dates?“, rufen sie – das englische Wort für Datteln – und laden zum Qahwa, einem eher dünnen Bohnen-Gebräu, serviert in henkellosen Espressotassen auf einem Teppich. Wo die Männer diese schneeweißen Dishdasha-Gewänder kaufen, wollen wir wissen. Drei Minuten und vier Seitenstraßen später stehen wir beim Schneider und werden eingekleidet. Fahad ist Dolmetscher, Modekritiker und Schneider-Assistent zugleich.

Nun ab ins Gebirge, aufs 2000 Meter hohe Gebirgsmassiv Jebel Akhdar! Draußen vor den Autoscheiben in der Gluthitze wandern Bergketten vorbei, staubige XXL-Geröllhalden. Hier zeigt das Land seine natürliche Lightshow – jahrtausendealt und farbenfroh: Lehmfarben erscheinen die Berge auf den ersten Kilometern, dann smaragdgrün, rostbraun oder holzkohleschwarz. Fahad deutet aufs Felsmassiv und gibt den Amateur-Archäologen: „Überall kann man sehen, wo sich vor Jahrtausenden Kupfer (grün), Eisen (braun) und andere Mineralien abgelagert haben – dieses Faltengebirge liegt da wie ein offenes Buch der Erdgeschichte.“

Schön, sehr schön sogar. Wenn da nicht der Soundtrack wäre: Fahad hat eine CD mit arabischem Klagepop eingelegt. Könnte er sich das nicht für solche deutschen Gäste aufsparen, die sich seinen Namen partout nicht merken können? „Fahad – klingt wie Fahrrad, für uns bist du Mr. Bicycle, okay?“ Nein, nicht okay, dachte Fahad, stimmte aber zu – arabische Höflichkeit.

Schließlich geht’s Richtung Süden. Der Jeep fährt langsamer auf den Sandpisten, der Klagepop ist verstummt, Ruhe auf den Sitzen – trügerische Ruhe. Die Wüste lebt, findet Fahad, und verwandelt seine stummen Beisitzer binnen Sekunden in kreischende Achterbahnfahrer, indem er den Allrad in die Düne pflügen lässt, sie senkrecht hoch- und runtersurft. Das Gefährt schaukelt gefährlich, und jeder – außer dem Fahrer – hält es für eine Sache von Minuten, dass der Jeep auf der Seite liegt. Tut er aber hier ebenso wenig wie bei der anschließenden Offroad-Tour durch ein Flussbett. Im nächsten Dorf fährt Fahad in einen Hinterhof zum Duschen – des Wagens. „Dreckige Autos mag der Sultan nicht“, sagt er, „wer damit erwischt wird, zahlt hohe Strafen.“