Wer im Sommer nach Kopenhagen fährt, erlebt eine freundliche und quirlige Stadt mit viel Flair. Drei Tage sind fast zu wenig, um sich einen Überblick zu verschaffen

Wenn man die gleiche Reise-Idee hat wie ein norddeutscher Ministerpräsident, kann diese so abwegig nicht sein. Konkret ging es um die Frage, wo sich am besten ein Robbie-Williams-Konzert besuchen und zugleich noch ein paar schöne und erholsame Tage verbringen ließen. Die Wahl hätte auf London oder Dublin fallen können, auf Amsterdam, Göteborg, Glasgow oder Gelsenkirchen. Doch wir entschieden uns wie Torsten Albig – für eine Stadt, die er gut kennt, aber in der wir lange nicht mehr waren. Und von der wir fast vergessen hatten, wie bezaubernd, wie nah und wie lebendig sie ist. Also buchten wir im Winter unsere Eintrittskarten im Internet und fuhren im Sommer erwartungsvoll los, über die A1 und die Vogelfluglinie nach Kopenhagen. Jene Route, die auf halber Strecke eine 45-minütige Fährpassage beinhaltet, was ja auch schon irgendwie ein Stück Urlaub ist.

Die zwei Konzerte, die Superstar Williams in der dänischen Hauptstadt gab, begeisterten uns, Albig, die bilderbuchblonde Johanna aus Aarhus, die Robbie auf die Bühne holte, und Zehntausende weitere Fans aus dem ganzen Norden. Auch der Gag mit dem Einschweben am Drahtseil klappte hier noch, anders als später in Hannover. Doch um das Rock-und-Pop-Spektakel geht es hier nur am Rande, denn die Show dauerte eigentlich nicht nur drei Stunden, sondern drei Tage – so lange hatten wir uns für die Stadt Zeit genommen. Und das war fast zu wenig.

„Es ist dort ein bisschen wie in Hamburg, nur kompakter“, hatte mir ein Kopenhagen-Kenner mit auf den Weg gegeben. Und tatsächlich lässt sich beim Bummeln manchmal ganz gut ein Vergleich anstellen. Tivoli? Erinnert an den Sommerdom, ist aber eine feste Einrichtung, zudem viel älter und romantischer. Strøget? Shoppen wie zwischen Mönckebergstraße, Jungfernstieg und Gänsemarkt, nur alles auf Dänisch. Oper? Wie die Elbphilharmonie ein Prunkbau am Wasser, nur längst in Betrieb. Vesterbrø? Ein dem Bahnhof naher Stadtteil wie St. Georg, der sich vom Schmuddel- zum Szeneviertel mausert. Inderhaven? Wie die Elbe, nur mit Meerwasser. Christianshavn? So bunt, wie Wilhelmsburg mal werden könnte. Ørestad? Wie die HafenCity, nur jetzt schon lebendiger. Was noch? Die schmucken Jugendstilbauten in Osterbrø, Norrebrø und Frederiksberg können mit Eppendorf, Eimsbüttel und Winterhude locker mithalten. Es gibt Prunkbauten wie die Schlösser Amalienborg und Christansborg oder die Frederikskirche, die sich hinter dem Hamburger Rathaus oder dem Michel ganz und gar nicht verstecken müssen. Und wenn im Parken-Stadion, zu dem man aus der City zur Not sogar zu Fuß kommt, nicht gerade ein Superstar auf der Bühne steht, spielt dort der heimische FC – als Top-Club und vielfacher Meister des Landes.

Wer frisch ankommt in Kopenhagen, möglichst an einem warmen Sommertag, der steuert am besten gleich Nyhavn an, den „neuen Hafen“. Der ist zwar ganz und gar nicht mehr neu, aber dafür ein großer Tummelplatz für Einheimische und Besucher. Vor der Kulisse alter Kähne und knallbunter Giebelhäuser locken zahllose Kneipen, Cafés und Restaurants, und wer dort keinen Platz mehr findet, der hockt sich einfach an den Stichkanal und lässt die Beine übers Wasser baumeln, vielleicht mit einem Softeis oder Hotdog in der Hand. Von oben grüßen dann die Möwen, von unten die Passagiere der langen, flachen Kanalboote, die hier zu ihren Rundfahrten starten. Sie werden ab 40 Kronen (ca. 5,40 Euro) pro Person angeboten, doch sinnvoller ist es, die Hop-on-hop-off-Kanaltour für 95 Kronen zu buchen. Denn dann bekommt man nicht nur auf zwei unterschiedlichen Routen schon mal die wichtigsten Highlights von der Wasserseite aus präsentiert, sondern kann nach Belieben auch unterwegs aus- und wieder zusteigen. Gen Norden geht es vorbei an Oper, Frederiksholm, Kastell und Kleiner Meerjungfrau bis zur Trekroner-Festung, gen Süden durch Christianshavn bis tief hinein in den Sydhavnen. Anders als in Hamburg sitzen, liegen und flanieren die Menschen hier nicht nur am Wasser – sie springen auch voller Lust hinein, um sich abzukühlen, egal ob vor den modernen Bürobauten, den Baracken der alten Kanonenboote oder dem Beach-Club Halvandet. Und wer lieber ein öffentliches Freibad besucht, findet bei Islands Brygge auch das.

Noch im Entstehen ist ein Projekt, das sich „Kvaesthus urban space“ nennt, 2015 fertiggestellt werden soll und über das jetzt bereits an der Baustelle in einem eigenen Pavillon informiert wird. Aus einer unansehnlichen Brachfläche neben dem neuen Schauspielhaus wird ein 15.000 Quadratmeter großer Pier mit Holzboden, auf dem Veranstaltungen stattfinden sollen, gefeiert wird und flaniert. Eine Etage tiefer wird eine Garage Platz für 500 Autos bieten – was dringend nötig scheint, denn Parkraum ist in Kopenhagens Innenstadt knapp und teuer (eine Stunde 30 Kronen, nur am Wochenende kostenfrei). Wer sich für Braukunst interessiert, kann mal einen Blick ins Carlsberg Visitor Centre werfen. Und auch Christiania sollte nicht fehlen: die 1971 entstandene Freistadt-Kommune, die Kopenhagens alternative Seite zeigt. Man sollte aber wissen, dass im dortigen Green Light District – polizeilich geduldet – ganz offen Drogen verkauft und geraucht werden.

Braucht man für den Städte-Trip noch ein paar aktuelle Insider-Tipps, kann ein Blick auf die Smartphone-App „Spotted by locals“ nicht schaden. Dort verraten Kopenhagener wie Stefan Hedegaard, Cindy Fonvig, David Brandt und Elina Roivainen, wo sie am liebsten essen oder shoppen gehen. Eine der neuesten Empfehlungen: das Gourmandiet, ein Schlachter, der sich von Donnerstag bis Sonnabend nach Ladenschluss in ein Steakhouse verwandelt.