Wir müssen leider draußen bleiben. Schon immer zählte dieser Spruch zu den subtilsten Diskriminierungen von Hunden. Zum Glück können Hunde nicht lesen. Erwachsene schon, und so mussten die Hamburger diese Woche aus der Zeitung erfahren, dass der Spruch sich auch gegen ältere Menschen richten kann: Die 80-jährige Ellen Lackner wollte das gelobte Land sehen, doch aus ihrer zwölftägigen Israel-Tour wurde nichts, weil sie angeblich zu alt für die Reise sei. Das befand der Veranstalter der Fahrt, die Nordkirche Weltweit. Ellen Lackner musste leider draußen bleiben. Dabei hat sie keinerlei Gebrechen und fühlt sich fit.

Rechtlich kann das Vorgehen nicht beanstandet werden, erklären Juristen und Verbraucherschützer, haben die Veranstalter doch eine Führsorgepflicht für ihre Reiseteilnehmer, und gesundheitliche Bedenken zu äußern sei durchaus legitim. Die Konkurrenz reagiert weniger verständnisvoll. „Gemein“, sagt etwa Heinz Goy von Globetrotter. „Das Alter sagt nichts über die körperliche Verfassung aus. Einige 80-Jährige sind rüstiger als andere mit 60 Jahren.“ Der Safari-Spezialist Michael Meerbeck sagt: „Nur für ganz anstrengende Touren, die in die Berge führen oder bei denen man im Kanu unterwegs ist, fordern manche Anbieter ab 75 Jahren eine Gesundheitsbescheinigung vom Arzt. Ansonsten darf jeder mit.“ Sarah Gorski von TUI Cruises ergänzt: „Jeder hat die Möglichkeit, zu verreisen, wenn er möchte. Wir leben doch in einem freien Land.“

Was eingeschränkte Reisefreiheit bedeutet, das können Deutsche aufgrund ihrer Geschichte gut verstehen. Hier geht es eben nicht nur um Ferien, sondern um ein individuelles Recht. Wenn dieses Recht nun mit einer Altersbeschränkung versehen wird, sollte es ebenfalls umgehend anderen Gruppen entzogen werden: den Handtuch-Reservierern beispielsweise. Oder den Büfett-Dränglern. Den Morgens-schon-schlecht-drauf-Nörglern. Den „Ich-kann-ganz-viel-und-laut-saufen“-Jungs. Den „Warum-eine-Badehose-anziehen-wenn-es-auch-ohne-geht?“-Herren. Den „Ich-weiß-es-besser-als-der-Reiseleiter“-Zicken. Den zerstrittenen Paaren. Den bockigen, weinenden Kindern. Den genervten Eltern. Sie alle stören das persönliche Urlaubsgefühl weit mehr als eine alte Dame.

Doch würde ihnen allen das Reiserecht verwehrt, hätte das Ausland plötzlich ein großes Problem. Es wäre leer. Alle müssen draußen bleiben – außer den Hunden.