Kleine Fluchten: Im gerade eröffneten Gästehaus des Kontorhauses in Keitum auf Sylt findet jeder Gast seine Insel

Wolfgang Zaeske ist ein wenig nervös – gerade sind Journalisten des „Figaro“ im Hause. Die Neueröffnung des Gästehauses auf der schönen Nordseeinsel hat sich also bis Paris herumgesprochen. Es ist schon erstaunlich, wie die Hotellerie auf Sylt trotz des immensen Angebots immer mit Neuem überrascht. Um es gleich vorwegzunehmen: Mit dem Gästehaus im Kontorhaus Keitum ist ein neuer Stern am Sylter Hotelhimmel aufgegangen. Es befindet sich außerhalb des Dorfes am Rande des Naturschutzgebietes der Keitumer Marschwiesen. Das Kontorhaus beherbergte früher eine Tischlerei und einen Teeladen, bevor es das Wiesbadener Architektenehepaar Wolfgang und Franziska Zaeske 2005 entdeckte und erwarb, um es dann komplett zu restaurieren und umzubauen.

Regenwald im Badezimmer: Das Wasser der Dusche fällt aus vier Meter Höhe

Wolfgang Zaeske war schon bei seinem ersten Besuch von der Insel fasziniert. „Ich bin ein Nordlicht, und für mich ist Sylt der schönste Platz der Welt“, schwärmt er. Schnell war ihm klar, dass er auf der Insel mehr als nur Freizeit unternehmen wollte. „Hier kann man sehr viele interessante Menschen kennenlernen. Viele von ihnen haben auf der Insel einen Neuanfang in ihrem Leben gewagt. Und sowohl kulturell wie auch kulinarisch bietet sie mit den vielen Sterneköchen etwas Einmaliges, das in Deutschland in dieser Dichte seinesgleichen sucht. Jeder findet seine Insel auf dieser Insel“, zitiert er dazu einen bekannten Sylter Leitspruch.

Unter dem Dach seines Kontorhauses vereint das Paar ein Ladengeschäft, ein Hotel und einen Teeraum. „Überall soll man im Haus verweilen und die besondere Atmosphäre genießen können. In einem Teil des winkelförmigen Gebäudes befindet sich seit Pfingsten dieses Jahres das Gästehaus, ein exquisites Suitenhotel garni. Dem vermeintlichen Friesenstil wurde dabei eine klare Absage erteilt. Sieben erstklassig ausgestattete Suiten und ein Alkovenzimmer gibt es zu bewohnen. Die raumhohe Verglasung sorgt für viel Helligkeit in den großen und extrem hohen Räumen. So fällt das Wasser der Regenduschen in den Suiten des Obergeschosses aus fast vier Meter Höhe und vermittelt dadurch ein echtes „Regenwaldfeeling“. Bei der Einrichtung herrscht eine klare Formensprache vor. Puristische Schlichtheit vereint sich mit Luxus. Die Möblierung ist geprägt von eleganter Extravaganz. Maßgefertigte Regale und Schränke sind wie aus einem Guss in die Raumgestaltung integriert. Ein Aha-Erlebnis ist auch die konzipierte Blickachse in den Suiten, wenn man auf der einen Seite in die Weite des Marschlandes, auf der anderen im Nordosten über Wiesen und Felder bis zur bekannten St.-Severin-Kirche schaut. Auf das Frühstück darf sich der Gast ganz besonders freuen. Es beginnt nicht mit einem gewöhnlichen O-Saft, sondern einem Vielfruchtsaft mit einem Schuss Früchtetee aus hauseigener Mischung. Auf der Etagère befindet sich eine Auswahl an qualitätsvollen Wurst- und Käsesorten von einheimischen Herstellern, bei denen sich auch die Spitzenköche des Eilands bedienen. „Bei uns ist das Salz schwarz und der Pfeffer weiß“, werde ich von der betont freundlichen Bedienung aufmerksam gemacht, als ich das Spiegelei würzen möchte. Und selbstverständlich stehen unzählige Teesorten zur Verkostung bereit. Im Sommer kann man dabei auch auf der herrlichen, ruhigen Terrasse im Strandkorb sitzen.

Im Teeraum, unter der patinierten Holzbalkendecke, möchte man sofort in eins der Chesterfield-Sofas sinken oder das Kaminfeuer von einem der bequemen Rattan-Sessel genießen. Die großformatigen Bilder des Hamburger Fotokünstlers Nico Krauss passen ins Ambiente. Viele Gäste suchen sich hier Anregungen für ihre eigene Wohnung. Wie praktisch, dass alle Möbelstücke per Spedition geliefert werden können.