Kleine Fluchten: Ob beim Wandern im „Land der 1000 Berge“, beim A-la-carte-Menü in der Schneider-Stube oder am Kaminfeuer – das Waldhaus Ohlenbach im Sauerland ist ganzjährig entspannend

Schon am Telefon klingt die Stimme von Stefan Schneider sehr sympathisch. Dieser Eindruck setzt sich fort, als mich der Hotelinhaber persönlich am Bahnhof in Winterberg abholt. Die Fahrt zum einige Kilometer entfernten „Waldhaus“ führt durch dichte Fichtenwälder. Dabei erfahre ich ein wenig vom Werdegang des Gastgebers und der Geschichte seines Hotels.

1947 hat Kurt Ziehm, ein Schneidermeister aus Arnsberg, das Gebäude zunächst als kleines Blockhaus erbaut. Schon bald wurden dort Gäste bewirtet, die auf ihren Wanderungen einkehrten. 1962 begann die „Ära Schneider“, als die Eltern von Stefan Schneider das Haus übernahmen. Mutter Christa, die als Küchenmeisterin ausgebildet war, engagierte sich im Gastrobereich, und so machte das Restaurant rasante Fortschritte. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Waldhaus von einer kleinen Pension zum ausgereiften Hotel. Sohn Stefan wuchs in das Hotelgewerbe hinein und übernahm mit seiner Frau Anja, die als Steuerberaterin für alles Buchhalterische und Kaufmännische zuständig ist, 2004 den elterlichen Betrieb. Locker, aber niemals lässig, humorvoll und immer souverän versieht er heute sein Metier.

Die Lage des Hotels könnte nicht besser sein. Abgeschieden liegt das Haus am sonnigen Steilhang, von wo sich dem Gast ein großartiger Blick auf das „Land der 1000 Berge“ bietet, „der glauben lässt, allein auf der Welt zu sein“, wie der Werbeslogan des Sauerlandes verheißt. Das Traditionshaus wirkt schon von außen sehr einladend. Der schlichte Stil im Rezeptionsbereich überrascht zunächst ein wenig. Die rustikale Gemütlichkeit, die für diese Gegend typisch ist und die man in vielen Herbergen findet, ist nur noch in den Fluren mit ihren ausgewählten Antiquitäten zu finden. So bietet das Waldhaus eine wohltuende Abwechslung.

Seit der Neugestaltung wirken die Räumlichkeiten fast minimalistisch

Gekonnt ist das Hotel vor Kurzem einem Wandel unterzogen worden. Der gesamte Gastronomiebereich wurde komplett neu gestaltet und ausgestattet. Ein wenig hat hier der moderne Minimalismus Regie geführt. Der zeitgemäße, vornehme Stil kommt gut an. Die wenigen Accessoires sind gut platziert, der Blumenschmuck nuanciert gesetzt. Eine gut konzipierte Beleuchtung gibt den großen Räumlichkeiten auch am Abend viel Intimität. Auffallend sind die aus Ägypten stammenden originellen Lampenschirme, die das dunkel gebeizte Holz an der Decke effektvoll beleuchten. Bequeme Sitzmöbel gruppieren sich um den Kamin, der von wuchtigem Schiefergestein eingefasst ist. Beliebt ist auch die kleine Ecke aus den 70er-Jahren, die noch als Reminiszenz an die alte Zeit erhalten blieb. Hier schließt sich der lange Bartresen mit dem Loungebereich an. Wer romantisches Ambiente bevorzugt, findet dies im À-la-carte-Restaurant Schneider-Stube.

Dort bietet Chefkoch Thomas Hartz mit seinem Team ambitionierte, frische und fein abgestimmte Speisen, die in jeder Hinsicht überzeugen. Dazu gibt es ein überragendes Weinangebot, um das sich der Hausherr persönlich kümmert. Die Preise liegen durchaus im moderaten Bereich, aber es gibt auch etwas hochpreisigere Tropfen von berühmten Winzern.

Übernachten kann man in einem der 45 Zimmer, die alle hohen Wohn- und Schlafkomfort bieten. Die Stilvarianten reichen von ländlich über südländisch bis modern. Am Morgen wird der Gast mit einem ausgezeichneten und sehr ergiebigen Frühstücksbüfett überrascht, das so manch ungewöhnliche Leckerei bietet. Kein Wunder, dass man dabei gern bis in den späteren Vormittag verweilt, um noch die eine oder andere Köstlichkeit zu probieren. Gut gestärkt kann dann der Start in den Tag beginnen. Denn ein schier endloses Wanderwegenetz durchzieht die westfälische Urlaubsregion im Sommer und wartet darauf, erkundet zu werden.