Hypohund Aila durfte nicht mit seinem Herrchen fliegen, das aber ist auf ihn angewiesen

Wenn mit Frank Malzacher etwas nicht stimmt, merkt Aila das sofort. Dann stupst sie ihn mit ihrer nassen Schnauze ins Gesicht und hört so lange nicht auf zu nerven, bis er etwas Traubenzucker isst und ihr eine Scheibe Wurst gibt. Aila ist ein Hypohund, darauf trainiert, an dem Geruch ihres Herrchens einen niedrigen Blutzuckerspiegel zu erkennen. Fällt der Wert unter 40 mg pro Deziliter Blut, schlägt der Wolfsspitz Alarm. Bei einer Unterzuckerung fängt der Betroffene an zu schwitzen, er hat starkes Herzklopfen, Atemnot, Seh- und Sprachstörungen. Das kann bis zur Bewusstlosigkeit und zum Koma führen. Malzacher leidet schon seit 1968 an Diabetes Typ 1 und gilt deshalb als schwer behindert. Sein Hund erkennt zu niedrige Werte seines Blutzuckerspiegels schon, wenn die Messgeräte oder Malzacher selbst sie noch gar nicht wahrnehmen.

Auch auf Reisen kann Malzacher daher nicht auf Aila verzichten. Als anerkannter Assistenzhund darf der Vierbeiner eigentlich in den Kabinen von Passagierflugzeugen mitfliegen. Doch als der Mann kürzlich in eine Maschine der TUIfly stieg, um von Hamburg nach Stuttgart zu fliegen, wollte der Pilot den Spitz nicht mitnehmen. Hunde, die schwerer als sechs Kilogramm sind, dürften nicht im Passagierraum mitfliegen, sondern müssten in einer Kiste im Laderaum reisen, lautete sein Argument. Für Malzacher war das eine Katastrophe, schließlich hat er ein ärztliches Attest, in dem steht, dass er nicht ohne den Hypohund reisen darf. Er stieg zusammen mit Aila aus und musste einen anderen Flug am nächsten Tag nehmen.

Der Vorfall sei ein bedauernswertes Missverständnis, sagt Jan Hillrichs von der Fluggesellschaft TUIfly: „Der Fehler lag in der Dokumentation, nicht beim Piloten“, sagt er. Dieser mache sich angreifbar, wenn er einen großen Hund bei den Passagieren dulde, der in seinen eigenen Unterlagen nicht als Assistenzhund angemeldet sei. Genau das sei hier der Fall gewesen. Grundsätzlich aber dürfen Assistenzhunde in Passagierkabinen mitfliegen, sofern sie als solche angemeldet sind und eine qualifizierte Ausbildung und einen Ausweis besitzen. Das gilt auch für andere Fluggesellschaften, wie ein Sprecher der Lufthansa bestätigte. In Bahnen und Bussen können Assistenzhunde kostenlos mitreisen. Bei BerlinLinienbus muss lediglich ein eigener Sitzplatz für das Tier reserviert werden, und die Vierbeiner müssen bei der Buchung angemeldet werden.

Bekannter als Hypohunde wie Aila sind Blindenhunde. Doch es gibt auch Gehörlosenhunde oder Epilepsiehunde, die Menschen mit Behinderungen bei der Bewältigung ihres Alltags helfen. Der Vita e. V. bildet solche Service- oder Assistenzhunde aus. Simone Beckert hatte noch nie von Schwierigkeiten auf Reisen gehört: „Wir hatten glücklicherweise noch nie Probleme mit unseren Hunden, weder in der Bahn noch im Flugzeug.“ Ein gültiger Ausweis sei dafür allerdings Voraussetzung, sagt Beckert. Nur so könne man ausgebildete Assistenzhunde eindeutig erkennen – und für die Betroffenen Sicherheit garantieren.