Die Hamburger Kuratorin Andrea von Goetz organisiert bereits die dritte Kunstresidenz im österreichischen Bad Gastein

Von Salzburg aus ist es nur eine Stunde mit dem Auto. Wenige Kilometer vor dem Ziel: eine Bergidylle mit sanften, grünen Hängen und dichten Wäldern, umgeben von schroffen Gipfeln, die auch im Sommer selten ohne Schnee sind. Dann kommt Bad Gastein ins Sichtfeld – und beeindruckt. Mit prächtigen, in den Hang gebauten, vielstöckigen Hotelbauten aus der Belle-Epoque – und einem reißenden Wasserfall mitten durch den Ort. Wundersam.

In den mondänen Häusern verkehrten einst hochherrschaftliche Gäste. Sie genossen die Ruhe, die gute Luft und das 46 Grad heiße, heilsame Thermalwasser, das auch heute noch aus 17 Quellen sprudelt und viele Leiden lindert. Kaiserin Elisabeth hat darin gebadet, Kaiser Wilhelm II. auch.

„Eine besondere Anziehungskraft hatte der Ort auch auf Intellektuelle und kreative Köpfe. Schopenhauer und Freud haben hier im Sommer gearbeitet, ebenso Schubert, Klimt und Thomas Mann“, sagt Andrea von Goetz. „Diese Tradition möchte ich mit der Kunstresidenz im Rahmen des Festivals sommer.frische.kunst. fortführen.“

Bereits zum dritten Mal organisiert die Kuratorin das Stipendiaten-Programm für jeweils sieben junge, inter-nationale Künstler. Diesmal zwei Frauen und fünf Männer im Alter zwischen 22 und 41 Jahren aus Deutschland, Österreich, Italien und Russland. Vier Wochen werden sie ab Ende Juni in dem außergewöhnlichen Kurort leben, in Ateliers im fast 100 Jahre alten Wasserkraftwerk arbeiten – sich von der wildromantischen Natur und den Eigenarten der Region inspirieren lassen. „Es ist spannend zu sehen, wie die Künstler hier aufblühen – und plötzlich vollkommen andere Dinge entwickeln als zu Hause“, sagt die engagierte 42-Jährige.

Wenn die Künstler kommen, soll alles perfekt vorbereitet sein. Darum ist sie in den Wochen davor oft vor Ort, um mit den Unterstützern des Artist-in-Residenz-Programms letzte Details zu klären. Die Hauptplanung koordiniert die Mutter von zwei Söhnen, neun und 13 Jahre alt, von ihrem Büro in der Hansestadt aus – von der Sichtung der Bewerbungen bis zur Auswahl in Abstimmung mit namhaften Kuratoren.

Auf dem Weg von einer Besprechung mit Ike Ikrath, in dessen Hotel Miramonte „ihre“ Künstler verwöhnt und untergebracht werden, bleibt sie auf der Brücke über dem Wasserfall stehen. Donnernd rauscht das Wasser ins Tal. „Diese Naturgewalt – ich liebe diese Kraft, sie überträgt sich auf einen!“ Und eilt mit noch forscherem Schritt weiter zum Termin mit Doris Höhenwarter. Die Bad Gasteiner Tourismusverband-Geschäftsführerin leitet das dreimonatige Festival sommer.frische.kunst., zu dessen Programm auch eine Jazz-Reihe, klassische Konzerte und Theater-aufführungen gehören. Das Rahmenprogramm für die Stipendiaten wird jetzt festgezurrt. „Hoffentlich ist ein Ausflug zur Venedig-Biennale im Etat.“

Wie kommt eine Hamburgerin dazu, moderne Kunst in den Bergen zu etablieren? „Mein Mann und ich verbringen mit den Kindern seit fast zehn Jahren die meiste Zeit der Ferien hier.“ So hat sie den Ort intensiv kennen- und schätzen gelernt. „Man wusste, dass ich mit jungen Künstlern arbeite – und fragte, ob ich eine Projekt-Idee hätte.“ Mit der Kunstresidenz möchte sie aber nicht nur Kreative fördern – sondern auch bei Interessierten Hemmschwellen abbauen. So sind die Feriengäste eingeladen, die Stipendiaten in ihren Ateliers zu besuchen und mitzuerleben, wie zeitgenössische Kunst entsteht. Am Abschluss-Wochenende werden die geschaffenen Werke in einer Ausstellung präsentiert. Danach sind für von Goetz wieder Projekte an der Elbe angesagt.

Kunstresidenz: 28. Juni bis 28. Juli 2013. Abschluss-Wochenende 26. bis 28. Juli, www.sommerfrischekunst.com