Die Malerin Margit Enggaard Poulsen freut sich über Hamburger Stammkunden in ihrer Galerie auf der dänischen Insel

Ein Kaffee nach dem Aufstehen, ein Blick in den Garten und in den Himmel, das Fahrrad geschnappt, den Weg zum Strand eingeschlagen, vielleicht noch ein Viertelstündchen von einer Düne aus übers Watt geschaut. So in etwa fangen für Margit Enggaard Poulsen die Tage auf Fanø an. Jeden Weg auf der kleinen Nordseeinsel, auf der sie geboren ist, kennt sie, das Heideland in der Mitte, das so oft neblig-verwunschen wirkt, die artenreiche Schilfküste im Süden, die Gassen in Sønderho und Nordby mit den Reetdachhäusern.

Auf ihrer anderen „Insel“, in Lucca, dem Toskana-Städtchen, das von der schönsten Stadtmauer Italiens umschlossen ist, läuft zwar der Rhythmus ähnlich ab: ein erster Espresso am Morgen, ein Gang über die Mauer, vier Kilometer lang, ein zweiter Caffè auf der großen Piazza, die einmal der Innenraum eines römischen Amphitheaters war. Aber die Szenen, die Bilder, die Farben sind ganz anders: Der Himmel wirkt niedriger als im Norden, sein Blau ist heller, warmes Licht liegt wie eine Folie über der Stadt. Enggaard Poulsen, deren Renommee als Malerin längst über die Grenzen des kleinen Königreichs greift, liebt diesen Kontrast. Ein paar Monate im Jahr lebt sie auf Fanø, dann wieder wochenlang in Lucca in der nördlichen Toskana. Immer hat die 56-Jährige die Gegensätze gesucht und sich von ihnen inspirieren lassen wie von der Natur: hier dem rauen Meer des Nordens, dort den sanften Hügeln des Südens. Ihre Wurzeln liegen in Nordby, dem „Hauptstädtchen“ von Fanø. Schon als Kind zog sie mit dem Zeichenblock über die Insel, die zu den Lieblingszielen norddeutscher Dänemark-Urlauber gehört. Bevor sie allerdings die Kunstakademie in Odense besuchte, studierte sie Pädagogik und machte eine Ausbildung zur Erzieherin.

Für ein paar Jahre folgte sie ihrem damaligen Mann in ein Provinznest am Limfjord. Nach der Trennung machte sie wieder im Heimathafen Nordby fest, zog immer wieder hinaus in die Welt, um sich künstlerisch anregen zu lassen, nach Berlin, Rom, Florenz, Malta und Sizilien. Ihre Bilder, die nach dem Urteil eines Kritikers „Schöpfung und Chaos, Augenblick und Ewigkeit“ spiegeln, werden in namhaften Ausstellungen gezeigt. So eröffnete vor einem Jahr Prinz Joachim in Kopenhagen die Bilderschau „Unter einer schwarzen Sonne“. „Wenn alles gut geht“, sagt Margit, die ebenso bodenständige wie kosmopolitische Künstlerin, „wird die Ausstellung demnächst in Hamburg gezeigt.“ Margit Enggaard Poulsen mag die „große, offene Stadt am Wasser“, wie sie Hamburg nennt. Den Hafen, die Alster – „eine Metropole mit menschlichen Dimensionen, die viel Fernweh auslöst und zugleich ihre Traditionen hochhält“. Mindestens einmal im Jahr reist sie in die Hansestadt. Umgekehrt besuchen sie „ganz viele nette Stammkunden“ aus Hamburg in ihrer Galerie. Aber auch Touristen, die „einfach mal so“ hereinschauen, sind ihr willkommen. Mit dänischer Herzlichkeit und viel Humor stellt sie ihre Bilder vor. Manchmal kocht sie einen Kaffee und erzählt, mit mehr Understatement als mit Stolz, wie sie zu der Ehre kam, das Design für die Trikots der Radler zu entwerfen, die im September ihre Weltmeisterschaft in Florenz und Lucca austragen. Oder wie sie ein Plakat für das jährliche Drachen-Spektakel auf Fanø malte – das weltweit größte Treffen der Kiter-Freaks, in diesem Jahr vom 20. bis 23. Juni.

Die Galerie am Hovedgaden 84 in Nordby (www.galleri-enggaard.dk) ist nicht zu verfehlen. In dem weißen Haus mit der gläsernen Halbrosette im Giebel waren früher ein Friseur und ein Uhrmacher tätig. Jetzt arbeitet Margit über den ehemaligen Läden, ihrem heutigen Ausstellungsraum, und hört dabei Musik, „die Energie vermitteln“ muss. Heute kann das Klassik sein, morgen Rock, „das kommt auf meine Stimmung an, auch auf das Bild, mit dem ich gerade unterwegs bin“. Manchmal schenkt sie sich dazu einen Kaffee ein, ein andermal ein Glas Wein – toskanischen, versteht sich.