Kleine Fluchten: Im Haus Noge in Westerland auf Sylt sind die kleinen Räume individuell mit Antiquitäten eingerichtet

Bekanntlich ist die Architektur des Hauptortes auf Sylt ziemlich spröde. Aber es gibt noch einige Straßen, in denen der drohende Abriss der alten Häuser abgewendet werden konnte – sie werden heute liebevoll gepflegt. Denn sie sind die verbliebenen Zeugen der Zeit, als der Ort den stolzen Titel „erstes Gesellschaftsbad der deutschen Nordsee“ erhielt und die Bäderarchitektur das Erscheinungsbild Westerlands bestimmte. Auch das Haus Noge an der Dr.-Roß-Straße gehört dazu. Von hier aus sind es nur wenige Schritte zu Dünen, Strand und Meer.

Geprägt wurde das Gebäude durch Peter Paulsen und seinen Lebensgefährten Egon. Diesen nannten die Freunde oft in Umkehrung des Namens „Noge“, woher der Name des Hauses stammt. Der Patissier und der Banker erwarben es 1986 und bestimmten die Geschicke des Hauses für die nächsten 23 Jahre. Anschließend übernahm der Hamburger Werbefachmann Sven Hillie das Haus. Herausgekommen ist eine durchweg überzeugende Melange aus Antiquitäten und Kuriositäten, die seine Handschrift trägt. Das gesamte heutige Inventar wurde auf Auktionen, Flohmärkten und Messen erstanden.

Klein und kuschelig wirkt das sympathische Haus von außen. Kaum vorstellbar, dass unter seinem Dach acht Zimmer Platz finden. Doch der Inhaber hat es geschickt verstanden, auch die zum Teil kleinen Räume äußerst geschmackvoll und individuell einzurichten. Seefahrtsgefühl gibt es zum Beispiel im „Kapitänszimmer“, wo Schlafzimmer und Bad durch ein Bullauge verbunden sind. Das „Friesenzimmer“ ist ganz in traditionellem Blau-Weiß gehalten. Das „Schwarz-Weiß-Zimmer“ besteht ausschließlich aus dunklen und hellen Möbelstücken.

Seit 2011 ist Geschäftsführer Michael Kiso der „gute Geist“ in diesem charmanten Haus. „Diesen Job sehe ich als Krönung meiner langen Laufbahn, und ich bin glücklich, auf dem Eiland gelandet zu sein.“ Schnell ist er auf der Insel heimisch geworden, die er von Urlauben her kannte. Da er auch selber gern kocht, sind die berühmten Freitagsessen sein Metier. In geselliger Runde mit familiärem Flair werden die Gäste mit einem leckeren Drei-Gänge-Menü verwöhnt, sofern mehr als acht Interessierte zusammenkommen.

Eine Augenweide ist der intim wirkende Frühstücksraum mit vielen Bildern bekannter Künstler. Auch Udo Lindenberg ist mit einem seiner „Likörelle“ vertreten. Das ausgiebige Büfett hat schon fast Brunchqualität. Denn neben Wurst- und Käseaufschnitt gibt es zusätzliche Leckereien und Besonderheiten, beispielsweise gefüllte Tomaten, Sylter Schafskäse im Imkerhonig mit Chili und Knoblauch, Milchreis mit Zimt und Apfelmus im Einweckglas sowie die köstliche Frittata. Ein gemütlicheres Ambiente kann man sich kaum vorstellen. Die Tische sind kommunikativ eng aneinandergestellt, sodass man schnell mit anderen Gästen ins Gespräch kommt, um seine „Sylt-Erfahrung“ auszutauschen oder nett miteinander zu plaudern.