Kleine Fluchten: Im Hotel Alte Münze in Goslar wohnt man komfortabel in alten Gemäuern

Im ersten Anlauf, vor allem mit dem Auto, ist diese gediegene Herberge nicht leicht zu finden, obwohl – oder besser: weil – sie im Herzen der Altstadt von Goslar liegt, gut versteckt in einer schmalen Seitengasse. Schon diese Lage, ganz ruhig und doch nur ein paar Minuten zu Fuß vom Marktplatz und allen Sehenswürdigkeiten der alten Kaiserstadt entfernt, macht die noch recht neue Alte Münze, die als Hotel im Sommer 2011 eröffnet wurde, zu einem Juwel. Aber es ist eines, das nicht vordergründig glänzt, sondern dessen Ausstrahlung sich in vielerlei Details hinter den dicken Mauern der ehemaligen Stadtmünze offenbart, die durch einen lauschigen Innenhof mit einem Ausspann aus längst vergangenen Zeiten verbunden ist. Dieses Ensemble, über 500 Jahre alt, atmet Geschichte; die beiden alten Bezeichnungen lassen sich mit etwas Fantasie gut auf die Bedürfnisse unserer Tage anwenden: aus- und entspannen in einem ebenso historisch geprägten wie zeitgemäß komfortablen Ambiente.

Gastgeberin und Seele dieses mit derzeit 18 Zimmern geradezu intimen Garni-Hotels ist Rosemarie Prien. Sie stammt aus der Region und weiß sich charmant und mit guten Tipps auf die unterschiedliche Klientel einzustellen: auf den amerikanischen Geschäftsmann wie auf das japanische Pärchen auf Hochzeitsreise, auf die junge Familie wie auf die älteren Kulturreisenden. Die geschmackvolle Ausstattung, zum Teil mit antiken Möbeln, und das helle, fröhlich wirkende Frühstückszimmer tragen vor allem ihre Handschrift.

Das Faible für die Mischung aus Ästhetik, Weltläufigkeit und Wohlfühl-Details hat sie zu einem Gutteil aus ihrem früheren Leben mitgebracht, in dem sie mit ihrem Mann ein renommiertes Antiquitätengeschäft in München geführt hat. Die Zimmer lassen mit ihren sorgsam restaurierten Wänden, Balken und Böden viel Raum für Träumereien von der Goslarer Vergangenheit. Der älteste Gebäudeteil, der wie eine Burganlage wirkt und einst die Münzpräge beherbergte, stammt aus dem Jahre 1509, der Ausspann hat sich immerhin auch schon über 370 Jahre lang gut gehalten.

Überall, besonders aber in diesem westlichen Teil, Weißer Schwan genannt, verlocken alte Wand- und Deckenmalereien, Kamine und Gewölbe und die Reste eines ehemaligen Brauhauses die Spurensucher unter den Gästen zu Entdeckungs- und Zeitreisen. Der schöne Innenhof wird jetzt im Frühjahr wieder gern zum Frühstücken und zur nachmittäglichen Kaffeezeit genutzt.

Soviel Sorgfalt bei der stilvollen Erhaltung und behutsamen Umnutzung alter Bausubstanz ist auch den überaus kritischen Denkmalschützern aufgefallen. Vor vier Monaten haben die Priens den 1. Preis der niedersächsischen Denkmalpflege entgegennehmen dürfen, eine Auszeichnung, die zu Goslar passt. In den meisten Zimmern blieben einige Wandteile im Originalzustand erhalten, was zu ihrem nostalgisch-gemütlichen Charakter beiträgt.

Eine Schale mit Äpfeln aus dem eigenen Garten auf dem kleinen Rezeptionstresen, ein frischer, der Jahreszeit entsprechender Blumenstrauß auf dem Schreibtisch im Zimmer und verschiedene Säfte zur Begrüßung sorgen für die ersten gute Eindrücke. Telefonate vom Zimmer sind innerhalb Deutschlands kostenfrei; auch die Internetnutzung und der gegenüberliegende abgeschlossene Parkplatz sind gratis. Eine Kaffee- und Teeküche sowie Softdrinks aus einem Kühlschrank, alles zur jederzeitigen Bedienung, gehören zu den vielen Kleinigkeiten, die den Aufenthalt angenehm machen.

Auch Familien, darauf legt Rosemarie Prien Wert, sollen sich in der Alten Münze wohl fühlen. Ein besonders geräumiges Zimmer ist ihnen gewidmet. Die drei Räume im Erdgeschoss, etwas größer als die unterm Dach, sind für Rollstuhlfahrer und andere Behinderte bequem zu erreichen. Die Standardzimmer messen 18 bis 21, Klassik- und Superior-Räume 22 bis 31 Quadratmeter. Die Zimmer der De-luxe-Kategorie sind 38 und die Suiten bis zu 50 Quadratmeter groß.