Der Norddeutschen Frauke Bolten-Boshammer gehört eines der erfolgreichsten Diamantengeschäfte in Australien

Ein wenig hört man Frauke Bolten-Boshammer an, dass sie seit 31 Jahren im australischen Kununurra lebt. Das R rollt nicht mehr ganz so hart und die Satzstellung klingt sehr englisch. Dennoch können auch drei Jahrzehnte Bolten-Boshammers Stimme nicht die norddeutsche Färbung nehmen. Spricht sie von Hamburg, wird das „g“ am Ende des Wortes zu einem weichen „ch“. Ursprünglich aus Seedorf bei Ratzeburg stammend, betreibt die 65-Jährige seit 22 Jahren das erfolgreichste Diamantengeschäft der Kimberly-Region, die weltbekannt ist für ihre seltenen rosa Diamanten. Geplant war das so eigentlich nicht.

Denn als die Norddeutsche nach Australien kam, hatte ihr damaliger Mann große Überredungskunst beweisen müssen. „Es hat ihn sehr viel Zeit gekostet, bis ich mitgehen wollte“, erzählt Frauke Bolten-Boshammer. Nicht die Not trieb die damals fünfköpfige Familie auf den heißen Kontinent am anderen Ende der Welt – es war der Pioniergeist des Familienvaters. Die junge Familie baute sich eine neue Existenz in Kununurra auf, einem Ort in Western Australia, der durch sein Klima und reichliche Wasservorkommen ideal für den Anbau von Zuckerrohr, Mangos und Melonen geeignet ist. Es lief gut für die deutschen Auswanderer – doch nur 20 Monate nachdem das vierte Kind geboren war, verstarb Frauke Bolten-Boshammers Mann. Statt aufzugeben und zurück nach Deutschland zu gehen, blieb sie in Australien.

Die Höfe in Kununurra allein zu betreiben war viel Arbeit. Und gerade als die damals 37-Jährige die landwirtschaftlichen Betriebe in Kununurra auflösen wollte, lief ihr Robert Boshammer über den Weg, mit dem sie bis heute verheiratet ist. Zusammen mit ihm baute sie die Höfe weiter aus. Und irgendwann verhalfen ihr die rosa Diamanten zu einer neuen Existenz: Eine Freundin aus Perth organisierte eine Schmuck-Ausstellung in Kununurra. Diese war so erfolgreich, dass Frauke Bolten-Boshammer dies zum Anlass nahm, selbst zur Geschäftsfrau zu werden.

Dass sie auch in schweren Zeiten im heißen Kununurra geblieben ist, liegt nicht zuletzt an der Mentalität der Menschen dort. „Kununurra ist eine sehr junge Stadt, sie besteht erst seit 51 Jahren“, so Bolten-Boshammer. Da die meisten ohne ihre Familien in die Stadt kämen, herrsche ein großer Zusammenhalt. „Man hilft sich einfach gegenseitig. Als mein erster Mann verstarb, übernahmen andere die Organisation für die Beerdigung, ich selbst musste nichts tun“, sagt Bolten-Boshammer, „Und auch ich lade jedes Jahr zu Weihnachten Menschen ein, die in Kununurra keine Familie haben und sonst alleine wären.“

So wohl die Geschäftsfrau sich in Australien fühlt – es gibt Dinge, die sie aus Deutschland vermisst. Schwarzbrot, Lakritz und Harzer Käse etwa. „Und auch so einen regnerischen stürmischen Herbsttag vermisse ich“, so die 65-Jährige. In Kununurra wird es auch im australischen Winter nie kälter als 16 Grad, die Sonne brennt fast jeden Tag vom Himmel. Mindestens einmal im Jahr besucht Bolten-Boshammer ihre Verwandten in Norddeutschland. Australien den Rücken zu kehren, das kann sie sich jedoch nicht vorstellen. „Deutschland ist meine Heimat, mein Zuhause aber ist hier in Kununurra.“