Das Wörtchen „bad“ heißt im Englischen „schlecht“. Das dürfte der Grund dafür sein, warum es nicht ganz so einfach ist, deutsche Kurorte im englischsprachigen Ausland zu vermarkten. Wer will schon nach Bad Schwartau oder Bad Kleinkirchheim oder nach Bad Griesbach.

Urlaub lebt auch vom Klang – und davon, dass Freunde „ah“ und „oh“ sagen, wenn man ihnen vom persönlichen Traumziel des diesjährigen Sommers erzählt. Nicht nur bei uns, auch im Ausland. Wie doof, wenn sie grinsen statt anerkennend zu nicken – einfach nur, weil es dem Urlaubsort am schönen Klang mangelt.

Die freudige Aussage „Weißt du, wir waren auf Krk“, ist so ein Fall. Statt „Oh, toll, davon träumen wir auch“ zu hören, erntet man mitleidige Blicke. Und das, obwohl die drei Konsonanten für eine sehr sonnige kroatische Adria-Insel stehen. Leider ist ihr Name eher ein Geräusch, hat keinerlei Sound, klingt irgendwie nach Halsschmerzen, nach irgendwann mal falsch abgebogen und aus Versehen dort hängen geblieben. Und alles nur, weil die Vokale vollständig fehlen.

Wann immer ein Reiseziel aus der Retorte entsteht oder Marketingstrategen eine Ferienregion der besseren Verkäuflichkeit halber in neues Gewand kleiden möchten, greifen sie deshalb auf bewährte Begriffe zurück und zaubern mal schnell eine Riviera: Weil das nach teuren Sportwagen und ausgezeichnetem Essen, nach Belle-Époque-Bauten und Yachthafen, nach gewissem Luxus und blauem Himmel klingt – auch wenn die Wirklichkeit dort ganz anders sein mag. Deshalb gibt es auf der mexikanischen Yucatán-Halbinsel plötzlich eine Riviera Maya mit lauter Hotel-Neubauten am Rande des Dschungels. Und deswegen gibt es eine Türkische Riviera.

Marbella an der Costa del Sol ist im Ausland sehr gut nachgefragt. Überhaupt funktioniert alles ganz gut, wo Bel(le) oder Beau, Mar oder Beach im Eigennamen vorkommt. Ganz anders sieht es aus, wenn es sich um einen französischen Badeort handelt, der das französische Wort für Strand im Namen führt. Es lautet „Plage“ – und existiert auch im Deutschen. Nur leider mit gänzlich anderer Bedeutung. Die Vermarktung der schönen Strände von Mimizan-Plage an der Atlantikküste macht das hierzulande ähnlich schwer wie Marketing für einen deutschen Kurort in England...

Wenn es um den guten Klang geht, kann Nizza dagegen ganz auf den eigenen Namen setzen – und hat wiederum folgerichtig in den letzten 130 Jahren Urlauber aus England und Amerika wie magisch angezogen. Weil die Stadt auf Französisch Nice heißt. Und auf Englisch ebenso. Und weil „nice“ übersetzt immerhin „hübsch“ bedeutet. Das sichert definitiv bessere touristische Startbedingungen, als wenn man vom Schicksal ein hässliches „Bad“ vor eigenen Ortsnamen montiert bekommen hat.