Kleine Fluchten: Auf dem Gutshof Tick am südlichen Boddenufer verwirklichte ein Westfale seinen italienischen Traum

Bodo Tick wendet Alupäckchen mit Fisch und Schafskäse auf dem Grill und behält dabei die Rinderfilets vom Biohof Gut Darß im Blick. In der Remise warten Rotwein und Salate auf seine Gäste. Die genießen noch die Abendsonne auf dem Hof, machen es sich auf den Liegestühlen bequem oder finden sich an den Tischen zusammen.

Vier Gebäude umschließen den Innenhof. Roter und gelber Backstein, Holzlamellen, Fassadenelemente und dunkelrote Türen verleihen dem Ensemble einen besonderen Charme. Auf dem Rasen, der in langen Streifen den mit alten Steinen gepflasterten Innenhof durchzieht, stehen zwölf Platanen. Kieselsteine und ein Wassergraben säumen den Hof. Mit Sinn für Design und handwerklichem Geschick hat Bodo Tick den alten Gutshof zu neuem Leben erweckt. Den Gutshof Herrmannshagen, in der Nähe von Ribnitz-Damgarten gelegen, fand er 1998 als halbe Ruine mit undichten Dächern vor. Aber Bodo Tick wusste schnell, dass dies sein Hof werden würde: „Alles erinnerte mich an die Toskana“, sagt der gebürtige Westfale. Ein Jahr später kaufte er den Hof und legte los. Er legte den Innenhof neu an und baute zunächst das frühere Wohnhaus aus. Das Schwedenrot der Fassade griff er in einigen Räumen wieder auf und verbaute dazu verwittertes unbehandeltes Holz. „Wind und Wetter schufen diese einmalige Holzstruktur“, schwärmt der 44-jährige Gutsbesitzer, der Wert auf natürliche und ursprüngliche Materialien legt.

So finden die Gäste beispielsweise in den Bädern Holz, „das in Würde gealtert ist und mit seiner silbrig grauen Oberfläche ein besonders schönes Licht reflektiert“. Den Fenstern verpasste er verzinkte Stahlrahmen. Es folgten der Ausbau der ehemaligen Wagenremise, des früheren Stalls und der Scheune. Gab es schwere Balken zu heben, haben Freunde mitgeholfen, ansonsten hat Bodo Tick alles selbst gemacht. Sich selbst hat er eine Wohnung in der ehemaligen Scheune eingerichtet. Das Eis zwischen ihm und den Dorfbewohnern schmolz, als sie sahen, dass er selbst auf dem Dach saß, um es zu reparieren.

Heute bietet der Gutshof zwölf Ferienwohnungen für zwei bis sechs Personen und Platz für Familienfeste sowie für Seminare oder Workshops. Bei Veranstaltungen ist auch für den kulinarischen Genuss lokaler Spezialitäten wie Boddenzander und Wildschwein gesorgt. Dafür kooperiert Bodo Tick mit einem Catering-Service aus Rostock.

Wie im gesamten Hofensemble ergänzen sich auch in den Unterkünften Alt und Neu. Eingerichtet ist alles mit modernen Küchenelementen und Regalen sowie Schränken aus der Gründerzeit. Gespannte Segel sorgen für maritimes Flair. Sie schützen die Gäste auf der Terrasse nicht nur vor Wind, sondern auf elegante Weise auch vor dem Blick ihrer Nachbarn.

Am Abend erwartet der Gutsherr die Gäste an einem Lagerfeuer im Hof. So lassen sie gemeinsam den Abend bei einem Glas Wein oder Bier auf dem Gutshof Tick ausklingen und sind froh, dass es noch nicht der letzte ist.