Das ist das tägliche Mantra, das Eltern hören, wenn sie mit Kindern verreisen. Zum Glück ist man auf Sylt nie um eine Antwort verlegen

Sylt? Das ist erst mal ganz viel Strand und ein Meer mir ordentlich Brandung. Schick essen und chillen im Strandkorb, mit einem guten Buch. Vielleicht noch eine Radtour oder ein bisschen Wellness. Als Erwachsener hat man so seine Erwartungen, was den Urlaub auf der beliebtesten deutschen Nordseeinsel betrifft. Wer mit Nachwuchs verreist, weiß schon während der Fahrt auf dem Hindenburgdamm: Das hier wird ein ganz anderer Urlaub! Es schallen Zuckowski-Songs durch den Wagen, Apfelsaft spritzt auf die Sitze – die Kinder haben im Handumdrehen das Steuer übernommen. Während die Eltern Ruhe suchen, wollen die Kleinen richtig was erleben in den Ferien.

Oder mit den Worten der Reisejournalistin Geraldine Friedrich: „Ohne Kind können Erwachsene ihren Urlaub zu 100 Prozent selbstbestimmt verbringen. Mit Kind nicht.“ Nach dieser Erkenntnis schrieb sie ein Buch über das Unterwegssein als Familie: In „Reisen mit Kindern. Von Bauernhof bis Bali“ hat die Autorin eigene Erfahrungen und die von Freunden aufgeschrieben. Diese sollen nun Eltern zugutekommen, die ihren nächsten Urlaub planen. Ihr wichtigster Rat: Nicht ausschließlich die Interessen der Kinder in den Mittelpunkt stellen. „Auch die Eltern verdienen es, in ihren Ferien auf ihre Kosten zu kommen.“

Und dafür bietet Sylt Möglichkeiten wie keine andere Insel. Idealvoraussetzung: Die Sonne scheint, es ist angenehm warm und windig bei leichtem Wellengang – ab an den Strand! Während die Kinder im Sand spielen, können sich die Eltern im Strandkorb entspannen, oder es springen alle zusammen in die Fluten. Wer ein bisschen mehr Bewegung möchte, kombiniert eine Radtour mit einer kleinen Belohnung: Von Rantum dauert die 15 Kilometer lange Strecke zur Badestelle am Nössedeich nahe Morsum etwa eine Stunde. Nur wenige Strandkörbe stehen hier auf einem eingezäunten Stück Wiese – besonders für Eltern mit Kleinkindern ein Paradies. Für Schwimmer und Burgenbauer gibt es ein paar Meter weiter auf der anderen Seite des Fahrradwegs einen kleinen Sandstrand mit Wattenmeer.

Apropos Watt: Eine professionell geführte Wanderung durch den Nationalpark Wattenmeer ist Pflicht während eines Nordsee-Urlaubs! Nicht nur, weil die Bewegung an frischer Luft gesund ist und guttut – das Matschen im Schlick bringt Spaß und ist spannend. Allein die Vorstellung, auf dem Meeresgrund zu spazieren, ist schon lustig. Und die Wattführer verbreiten meist auf sehr unterhaltsame Weise ihr Meeres-Wissen, etwa wozu Quallen nützlich sind und was Wattwürmer den ganzen langen Winter über tun. Die Tourist-Information (www.insel-sylt.de) bietet Wattrundführungen für Kinder und Familien im Bereich Kampen sowie in Keitum und Morsum an.

In List bringt Sportanimateur Manfred Kinder ab fünf Jahren bei jedem Wetter auf Trab. Gespielt wird, was sich die Teilnehmer wünschen, ob mit Bällen, Therabändern oder Frisbeescheiben. Die Anmeldung läuft entweder über die Kurverwaltung oder direkt bei Manfred am Strand. In den Sommermonaten finden seine Kurse täglich an unterschiedlichen Strandabschnitten statt (Infos unter www.list-sylt.de). Bei genügend Anmeldungen nimmt der Animateur die Kinder mittwochs zu einer Fahrradtour durchs Listland mit. Einen tollen Strand-Spielplatz mit Hüpfburg findet man in der Villa Kunterbunt, direkt in den Westerländer Dünen. Beim Piratentag, in der Bauecke oder im Tobezimmer lernen sich Urlaubskinder schnell kennen, und Eltern können sich während der Betreuungszeit von 11 bis 14 Uhr eine Auszeit gönnen (für Kinder ab drei Jahren; Eintritt: mit Gästekarte 8 Euro, ohne 11 Euro). Größere Kinder und Jugendliche zieht es im Juli und August an den Fun Beach: Am Brandenburger Strand in Westerland (12–18 Uhr) oder am Strandübergang ADS in Rantum (Mo–Fr 14–17 Uhr) können sie sich bei Beachball, Fußball, Frisbee oder Boccia auspowern. Auf den Spielfeldern finden jeden Tag mehrere Turniere statt.

Über Bachläufe springen, auf Bäume klettern, im Matsch waten – sich so richtig schmutzig zu machen bringt den meisten Kindern großen Spaß. Im Naturerlebnisraum Friedrichshain in Westerland ist das ausdrücklich erwünscht. Hier sollen die Kleinen mit Bäumen, Pflanzen und Wasser in Berührung kommen. Dafür sorgt Susanne Rohde auf ihren Erkundungstouren durch den neun Hektar großen Friedrichshain mit Waldhütte und Picknickplatz. Hier sieht man, wie Menschen ihre Umwelt selbst gestalten: Ohne den Menschen gäbe es auf der Insel gar keine Bäume, denn der Wind würde sie einfach wegfegen. Die Touren sind für alle Altersklassen geeignet; Termine sind an der Waldhütte angeschlagen oder im Internet unter www.gemeinde-sylt.de zu finden.

Aber auch auf Sylt macht die Sonne mal Pause. Für Schlechtwettertage brauchen Familien mindestens einen Plan B. Zum Beispiel ein Besuch in der Schokoladenmanufaktur oder ein Kurs im Bogenbauen und Bogenschießen in Tinnum, Mitmachen beim Insel-Circus Mignon in Wenningstedt-Braderup oder ein Rundgang durch das Feuerwehrmuseum in Keitum. Oder mal richtig schön essen gehen im neu eröffneten Kinderrestaurant Aldente 49 im Aquarium in Westerland. Die Angebote sind zahlreich – dieser Vergleich muss einfach sein – wie Sand am Meer.