Kleine Fluchten: Das Thomas Hotel Spa Lifestyle am Hafen von Husum ist ein modernes Vier-Sterne-Haus mit Wohlfühl-Atmosphäre

Grau, das sind hier nur die Vorhänge. Und auch die zieht der Gast nur selten zu. Viel zu erhebend ist der Blick durch die Panoramafenster auf Husums Hafenkulisse und – mit etwas Glück – bis nach Nordstrand. Immer wieder kämpft sich die Sonne durch, reißt eine frische Nordsee-Brise blaue Himmelslöcher in die Wolkendecke. Husum, wegen Theodor Storm als graue Stadt am Meer bekannt, kann auch anders.

Einem Gast aus Lübeck, der sich an Husum in einer ewigen Dunstglocke erinnert, entgegnet Meinhard Schibrath: „Das ist heute nicht mehr so. Nebel? Haben Sie hier etwa Nebel gesehen?“ Der Hotelier, der das Kochen in England lernte und von dort die Nouvelle Cuisine nach Norddeutschland brachte, elegante Apartmenthäuser in Büsum vermietet und das Catering für Husums Kongresszentrum verantwortet, hat einiges dazu beigetragen, dass das Herz der Stadt strahlt.

Seine Frau Ute und er träumten schon lange davon, das Hotel am Hafen zu pachten. 1998 war es dann endlich so weit. Quasi über Nacht übernahm das Paar den Betrieb des Thomas Hotels. Oder vielmehr das, was noch davon übrig geblieben war: kaum vermietbare Zimmer in plüschigem 60er-Jahre-Stil, eine renovierungsbedürftige Fassade, eine Diskothek im Keller.

„Das war schon recht abenteuerlich“, erinnert sich Meinhard Schibrath. „Aber wir haben immer fest an den Erfolg geglaubt“, ergänzt seine Frau. Mithilfe einer Investition in Millionenhöhe wurde saniert und ein zusätzliches Dachgeschoss eingerichtet. Die Dame des Hauses sorgt mit sicherem Geschmack für die schicke, aber immer auch schlichte Einrichtung der 56 Zimmer. „Schon beim Betreten des Raumes soll der Gast zur Ruhe kommen“, sagt Ute Schibrath. Gelungen!

Auch dort, wo früher Discofox getanzt wurde, geht es heute deutlich ruhiger zu. Im Herbst vergangenen Jahres wurde das Schmuckstück des Hotels im Souterrain eröffnet: Der neue Wellness-Bereich mit Dampfbad, finnischer Sauna und Bio-Sauna, mit Frischlufthof und Behandlungsräumen für Massage und Kosmetik wirkt so klein und fein wie ein Private Spa. In den Räumen, die durch goldbraune Mosaik-Kacheln in ein warmes Licht getaucht werden, kann man sofort wunderbar entspannen. Bei einer Sauna-Massage, die die Muskulatur lockert oder einfach nur dösend, in eine kuschelige Decke gehüllt in der gemütlichen Ruhezone. Gerade in der günstigeren Nebensaison ist das Spa, das auch Tagesgästen offen steht, ein großes Plus. So hat sich das Haus Stück für Stück zum modernen Vier-Sterne-Hotel gemausert, das in ganz Norddeutschland und über dessen Grenzen hinweg für seinen lässigen Komfort bekannt ist. Mit den Worten zweier Sauna-Gäste aus Bochum: „Unbedingt abspeichern und warmhalten!“

Wer sich lieber draußen herumtreibt, hat die Wahl zwischen Natur und Kultur, zum Beispiel zwischen einem Spaziergang durch den Schlossgarten und dem Besuch der Theodor-Storm-Gesellschaft an der Wasserreihe. Das ehemalige Wohnhaus des Schriftstellers ist heute eines der schönsten Literaturmuseen des Landes. Hier spürt man dem Leben des vielfach Begabten nach. Storm schrieb nicht nur Jahrhundertwerke wie „Der Schimmelreiter“, er malte, dirigierte und sorgte in Husum als Anwalt für Recht und Ordnung. Er war politisch aktiv, kämpfte gegen die Dänen. Trotz Friedensschlusses wurde ihm daher 1852 die Zulassung entzogen. Bevor er seine Geburtsstadt gen Potsdam verließ, widmete Storm ihr sein berühmtes Gedicht „Die Stadt“: „Am grauen Strand, am grauen Meer...“.

Gar nicht grau ist Husums Geschäftswelt. Im Zentrum, rund um das Rathaus, haben sich viele schöne Boutiquen niedergelassen. Selbst am Sonntag haben einige Läden an der Hafenkante geöffnet, zwischen den vielen Fisch-Bistros und Cafés die richtige Wahl zu treffen, fällt schwer.

Zum Abendessen empfiehlt Meinhard Schibrath gerne Dragseth’s Gasthof in direkter Nachbarschaft; der älteste Gasthof der Hafenstadt ist sozusagen das Wohnzimmer der Hotelgäste. Hier werden Lamm und Lachs serviert, also bodenständige norddeutsche Küche, aber immer mit einem raffinierten Dreh, so zum Beispiel die Vorspeise: Jakobsmuscheln auf einem fruchtigen Linsen-Risotto.

Beim abendlichen Spaziergang durch Husums kleine Altstadt kommt dann doch noch Nebel auf. Aber irgendwie gehört das auch dazu, in der grauen Stadt am Meer.