Die Beatles waren viel unterwegs, ihre Aufenthalte in Hotels hinterließen eine Textspur in einem ihrer Songs: „Rocky Raccoon check into his room/Only to find Gideon’s Bible“. Was dieser Rocky sonst womöglich zu finden gehofft hatte, wissen wir nicht. Aber in der Ära der Pilzköpfe gab es noch in jedem Hotelzimmer eine Bibel im Nachttisch. Das scheint nun zu Ende zu gehen.

„Was, eine Bibel im Zimmer? Das wollte noch niemand“, sagt die Hausdame im Hotel F.K. Savigny am Berliner Savignyplatz. Catherine Bouchon, Pressechefin für 39 Lindner Hotels & Resorts, erläutert: „Vor zwei Jahren haben wir uns entschieden, die Bibel nur noch an der Rezeption zur Verfügung zu stellen. Unsere Gäste machen kaum Gebrauch davon.“ Bei den Romantik Hotels, erklärt Geschäftsführerin Inge Struckmeier, „haben wir keine Vorgaben. Jeder Hotelier entscheidet für sein Haus selbst.“ Nur Britt Winter, Director of Public Relations bei Maritim, sagt: „Das ist alte Tradition. Daran halten wir fest.“

Die Bibel ist in deutschen Hotelzimmern auf dem Rückzug. Dabei wird die Heilige Schrift vom Gideonbund kostenlos zur Verfügung gestellt. Er agiert vom hessischen Wetzlar aus, dort sitzt Erwin Petersen als Verteilchef. Dass immer mehr Hotels keine Bibeln wollen, begründet er so: „In letzter Zeit gab es islamische Organisationen, die sich beschwerten, dass kein Koran zu finden war, nur die Bibel. Die wird dann oft entfernt, um Konflikte zu vermeiden.“ Petersen weiß aber auch: „Manchmal wird die Bibel von Gästen mitgenommen, aber kein Nachschub bestellt.“ Der Gideonbund hat „Bibellager in zentralen Städten“, ein Anruf genüge.

Der Internationale Gideonbund ist mit 290.000 Helfern in 194 Ländern aktiv, seit 1956 in Deutschland. Standard-Variante der Bibel ist die dreisprachige blaue Taschenbuchausgabe. Im deutschen Sprachraum wird die revidierte Lutherbibel von 1984 ausgegeben. Auf dem Umschlag ist ein Krug mit einer Flamme abgebildet.

Im englischen Hotel Indigo in Newcastle geht man ganz neue Wege: Die gedruckte Bibel ist ersetzt worden durch ein E-Book, auf dem sich alle Bibeltexte befinden. Für fünf britische Pfund können sie heruntergeladen werden. Es gibt also Menschen, die für die Bibellektüre noch Geld haben.