Telefonieren über den Wolken, SMS aus dem Flieger und Surfen in Flughöhe - alles längst kein Problem mehr. Da sollte es kurz vor der Landung in München kein Problem für die Stewardess von Oman Air sein, bei der Lufthansa anzurufen: "Wir haben leichte Verspätung, bitte warten Sie auf vier Fluggäste, die bei Ihnen einen Anschlussflug nach Hamburg haben."

Das könne sie leider nicht, flötet die blau kostümierte Dame, wir möchten doch bitte nach dem Ausstieg das Bodenpersonal ansprechen, den Mann mit dem Walkie-Talkie. Gesagt, getan. Der untersetzte Brillenträger zuckt bei unserer Frage kurz zusammen, verengt die Augen zu Schlitzen, stemmt die Hände in die Hüften. Klare Körpersprache: Kundenfrage bei Schichtende, bloß keine Arbeit mehr! Er bewegt sich nicht vom Fleck und sagt: "Naa, dös schoffn's nimmer mehr herüber ins Törminal zwoa." Das Gate per Walkie-Talkie kontaktieren, damit der Flieger wartet? Nicht seine Aufgabe.

Also zur Kofferausgabe. Hoffen, dass das Gepäck schnell aufs Laufband rumpelt. Tut es nicht, aber unverhofft bekommen wir Gesellschaft. Der Walkie-Talkie-Mann ist uns gefolgt. Nur, um zu erzählen, ihm sei "so oan Missg'schick a schon a mol wiadafoarn", damals in Washington. Mit Blick auf unsere Tickets hat er noch eine Info für uns: "Billigste Buchungskloasse, würd i nie wiada buchn ...!" Gut, dass er wieder auf seinen Posten muss.

Letzte Chance Lufthansa-Hotline. Nach zehn Minuten Warteschleifen-Werbung für traumhafte Flugangebote in die Sonne ist eine Mitarbeiterin dran. Sie kann im System unsere Buchung sehen, die elektronischen Bordkarten mit den reservierten Plätzen. Und ja, sie fände es prima, wenn wir die gleich einnähmen, alle folgenden Flüge nach Hamburg seien ausgebucht. Dann wär's doch in allseitigem Interesse, wenn sie beim Gate anrufe? Nein, da habe sie leider keine Nummer. Aber eine Nachricht könne sie für die Mitarbeiter dort schriftlich hinterlassen. Nur werde die wohl um diese Uhrzeit nicht mehr gelesen ...

Das Gepäck purzelt uns entgegen: Start zum Rollkoffer-Slalom durch den Franz-Josef-Strauß-Airport. Unfallfrei zu durchsurfen ist im Laufschritt ein Lebend-Hindernisparcours aus Kofferkarren, Kleinkindern und japanischen Reisegruppen-Polonaisen. Außer Atem erreichen wir den Lufthansa-Schalter in Terminal zwei. Kein Schild, das uns den Weg zur Economy-Gepäckabgabe weist. Mutig ausbremsen bei Business.

"Eigentlich", beginnt die in FDP-Farben gewandete Dame dort ihren Satz, und ich weiß schon, wie er endet: "darf ich Ihr Gepäck nicht annehmen." Aber sie macht nicht nur eine Ausnahme, sondern auch flott ihren Job. Im Flieger über den Wolken stoßen wir an - auf den Walkie-Talkie-Mann.