Jeder macht es, und jeder schwört drauf: Urlaubsplanung und Buchung im Internet. Weil es so transparent, schnell und einfach sei. Stimmt ja, solange man genau weiß, was man sucht. Oder man hat einfach viel Zeit, und es ist egal, wie lange man sucht. Mich jedenfalls macht das rasend. Die Fülle an Möglichkeiten und Meinungen im Netz - und die Zeit, die ich benötige, um zu sichten, zu filtern und zu vergleichen. Zum Beispiel für die Suche nach einer Unterkunft in Lissabon für vier Personen und vier Nächte.

Die Schlagworte "günstig" und "von privat" führen mich zu Jorge, einem Vermieter zahlreicher Apartments mit bizarr klingenden Namen: "Bica schöne Aussicht auf den Fluss" heißt eines. Ich verstehe das so, dass man da mit bester Aussicht auf den Tejo einen portugiesischen Espresso, den "Bica", trinken kann. Nicht immer ist es übrigens so einfach, den holprigen Google-Übersetzungen zu folgen. Ungereimtheiten bleiben auch bei den Benotungen, die fast alle fünf Sterne tragen. Den Espressoaussichtsplatz bewertet Alejandro aus Spanien: "Es gab nicht einen Herd oder Heizkörper im Haus, sogar im Bad, die Dusche eher unangenehm gemacht."

Ich wundere mich: Warum vergibt jemand fünf Sterne für eine eiskalte Wohnung mit ebensolcher Dusche? Und was hat man in der Hand, wenn das Bett durchgelegen ist, die Wände hellhörig, die Dusche nicht benutzbar? Nicht viel, denn das Internetportal Wimdu, über das Jorge promotet, verlangt Vorkasse - zu 100 Prozent, und die Stornierungsbedingungen sind "streng", wie zu lesen. Die Hälfte des Geldes ist so oder so weg.

Wahre Freunde flunkern nicht, denke ich und höre mich offline um. "Lisbon Short Stay", empfiehlt eine Freundin, und schon lande ich wieder im Internet: schön gemachte Seite, fehlerfreies Deutsch, viele positive Bewertungen. Ich kommuniziere mit Andreia, nett und unkompliziert. Nur leider sind die kunstvoll eingerichteten Studios entweder zu teuer oder zu klein für uns. Die Welt scheint nur aus Erwachsenen und Babys zu bestehen, Kinder oder Jugendliche im elterlichen Schlafzimmer kosten extra.

Andreia empfiehlt mir die Pensão Norte in der Nachbarschaft. Fortan schreibe ich mit Ana. Zwei Doppelzimmer für vier Tage und 412 Euro, lautet ihr Angebot. Es hat einen Haken: Wenn ich nicht Vorkasse leisten will, werden es 612 Euro. Nur Idioten zahlen im Voraus, denke ich und greife zum vier Jahre alten gedruckten Führer. Ich lese über eine Stadt, die eh nie schläft, und frage mich, ob sich der Aufwand lohnt. Ein paar Seiten weiter unter dem Stichwort "Übernachten" ein Tipp: Pensão Londres am Rand des begehrten Bairro Alto. 95 Euro für ein Familienzimmer pro Nacht, kassiert wird erst beim Check-in. Jetzt bleibt noch eine Frage: Wie werde ich die Wimdu-Werbung los, die mich seither auf jeden Onlineschritt verfolgt?