Christiane Drechsel ist Spa-&-Sport-Managerin auf “Mein Schiff 2“ und von dem Seefahrtsvirus infiziert, wie sie sagt

Ihr Arbeitsplatz ist häufigen Schwankungen unterworfen, die Aussicht wechselnd. Nicht dass die Hamburgerin bei einem wankelmütigen Arbeitgeber beschäftigt wäre. Christiane Drechsels Einsatzort ist ein Schiff - die "Mein Schiff 2" -, ihr Brötchengeber die Reederei TUI Cruises.

Der Luxusliner, der sich als Wohlfühlschiff bezeichnet, verfügt über eine große Wellnessoase, das "Spa & Meer". Allein die finnische Sauna ist 45 Quadratmeter groß und somit die größte schwimmende Sauna auf einem Kreuzfahrtschiff. Auch der Friseur, das Thalasso-Zentrum und die "Clinic im Centrum" sind im Spa auf Deck 11 angesiedelt. Alles unter Leitung von Christiane Drechsel und ihren 28 Mitarbeitern.

Die Hamburger Deern, wie sie sich selber bezeichnet, ist in Neugraben aufgewachsen und nach dem Abitur 2002 auf eine private Kosmetikfachschule in Blankenese gegangen, um sich dort zur medizinischen Ganzheitskosmetikerin und Visagistin ausbilden zu lassen. Parallel dazu arbeitete sie im Marriott Hotel an der ABC-Straße, um erste Praxiserfahrungen zu sammeln. Außerdem belegte sie Kurse für Management. Dass sie mal den Rang eines Offiziers bekleiden und eine schicke Uniform tragen würde, hat sie damals noch nicht geahnt. "Obwohl ich immer schon auf einem Schiff arbeiten wollte", wie sie sagt.

Im Dezember 2005 übernahm Christiane Drechsel zum ersten Mal das Spa-Management auf einem Kreuzfahrtschiff - der MS "Deutschland". Fünf Jahre lang blieb sie dort und ging schließlich an Land, um sich fortzubilden. Zur See fahren wollte sie aber unbedingt wieder, denn "wer einmal von dem Virus infiziert ist, hat ihn immer in sich". Sie bewarb sich bei TUI Cruises und heuerte Ende September 2011 an. "Seitdem springe ich wie ein Känguru von ,Mein Schiff 1' auf ,Mein Schiff 2'". Vielleicht bald auch auf "Mein Schiff 3", das im Mai 2014 vom Stapel laufen soll.

Mannschaftsmitglieder aus vielen Nationen lernt sie dabei kennen. "Ein Teil davon zu sein ist für mich etwas ganz Besonderes", sagt sie. "Sehr stolz bin ich auch darauf, dass wir im November 2012 von ,Köhlers Kreuzfahrt Guide' als ,Bester Spa- und Wellnessbereich' mit dem Deutschen Kreuzfahrtpreis ausgezeichnet wurden."

Ein Spa, in dem es sogar eine Kabine gibt mit Doppelwanne, Doppelmassage und kulinarischen Köstlichkeiten, die Paare für einen Abend buchen können. Ansonsten suchen genauso viele männliche wie weibliche Passagiere den Wellnessbereich auf. "Der heutige Mann hat gelernt, sich bei der Kosmetik verwöhnen zu lassen", sagt sie lächelnd. Eine Partnerschaft für sich selber kann sich die 29-Jährige im Augenblick nicht vorstellen. "Das funktioniert nicht. Mein Job steht jetzt im Vordergrund, und den übe ich mit Herzblut aus."

Wenn das Schiff einen Hafen anläuft, bleibt die Offizierin häufig an Bord. "Mir reicht es, abends an der Reling zu stehen und den Sonnenuntergang anzuschauen", sagt sie. Nur in Abu Dhabi geht sie manchmal an Land, um Golf zu spielen. Oder in Dubai. "Dort machen wir immer für einen Tag und eine Nacht fest, das lohnt sich." Im Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt, besucht sie mit Kollegen die Cocktailbar Atmosphere im 123. Stock und genießt den Ausblick. "Am Anfang", sagt sie, "habe ich in Dubai viele Souvenirs für Deutschland geshoppt, das dann aber irgendwann eingestellt."

Heimweh kennt die Seefahrerin nicht, "nur Fernweh. Wenn ich meinen Akku in Hamburg wieder aufgeladen habe, freue ich mich immer ganz doll, wieder aufs Schiff zu kommen." So stark ist das Fernweh, dass sie von überall auf der Welt magnetische Pins mitbringt. "Die befestige ich zu Hause an der Wand - als Erinnerung an alle Häfen, die wir bisher angelaufen haben."