Kleine Fluchten: “Das Stue“ im Berliner Bezirk Tiergarten ist eine fantasievolle Mischung aus Luxus und Design. Der Zoo liegt gleich nebenan

Eigentlich sollte das Hotel schon viel früher an den Start gehen. Auflagen des Denkmalschutzes und eine Neuorientierung bei der Innengestaltung verzögerten das Baugeschehen aber immer wieder. Anfang Dezember vergangenen Jahres war es dann endlich so weit - das Hotel empfing seine ersten Gäste. Und das Warten hat sich gelohnt. Aus der ehemaligen Königlich Dänischen Gesandtschaft ist ein Boutique-Hotel entstanden, das die an luxuriösen Herbergen nun gewiss nicht arme Hauptstadt um ein echtes Juwel bereichert.

Schon die Lage ist einzigartig. "Das Stue" liegt ruhig im Botschaftsviertel und gleichzeitig zentral unmittelbar am Zoo und unweit vom Landwehrkanal.

Mit einer herrschaftlich geschwungenen Steinfassade beeindruckt das Haus bereits von außen. Lediglich ein dezenter Schriftzug "Das Stue" weist das denkmalgeschützte Gebäude als Hotel aus. Erbaut wurde es Ende der 1930er-Jahre von dem KaDeWe-Architekten Johann Emil Schaudt. Die neuen Eigentümer - drei Familien aus Spanien, Andorra und Panama - erweiterten das Anwesen um einen mit Fotobeton verkleideten Neubau. Außerdem wurde eine fünfte, nach hinten versetzte Etage aufgesetzt, sodass das Hotel immerhin über 57 Zimmer und 23 Suiten verfügt.

Bei der Ankunft werden die Gäste von einem übergroßen Krokodilrachen begrüßt. Das aus Bronze gegossene Kunstwerk wird in Szene gesetzt durch Hunderte kleiner Deckenlampen, die gleichzeitig die beiden Treppenaufgänge aus hellem Travertin beleuchten. Das Krokodil ist eine Hommage an die Nachbarn des Hotels - die Tiere im Zoo. Tierische Kunstwerke finden sich überall im Haus: In der Lounge-Bar beobachtet eine von der Mailänder Künstlerin Benedetta Mori gefertigte Giraffe aus Draht die Gäste, und in einer Ecke haben sich zwei Gorillas postiert.

Perfekter Rückzugsort sind die beiden vom Kunstbuchverleger Benedikt eingerichteten Bibliotheken. "Wir wollen damit unserem Namen alle Ehre machen", sagt Hotelchef Jean-Paul Dantil, denn "Stue" (sprich Schtue) heißt auf Dänisch nichts anderes als Wohnzimmer. Allerdings ist die Ausrichtung des Hauses nicht dänisch, sondern spanisch. "Für die Inneneinrichtung konnten wir die spanische Innenarchitektin Urquiola gewinnen", sagt Dantil. Sie setzt auf Möbelklassiker und dunkle Eichenböden, hinzu kommen wunderschöne Schwarz-Weiß-Fotografien von F. C. Gundlach und andere Fotokunst. Bei der Einrichtung setzte Urquiola auf Weiß-Creme-Braun mit Akzenten in Pink, Gelb, Petrol oder Lila.

Dezente Farben dominieren auch die komfortablen Zimmer, die zwischen 30 und 80 Quadratmeter groß sind und von denen einige große Terrassen oder Balkone haben. Alle Gästezimmer verfügen über ein Entertainment System von Apple: Das ermöglicht den bequemen Internetzugang am Schreibtisch, und wenn der Flachbildschirm um 180 Grad gedreht wird, können ihn die Gäste als Fernseher nutzen.

Ein weiterer Clou des Hotels ist das Spa. Es punktet durch avantgardistisches Design, klare Linien und ökologisch hergestellte Kosmetikprodukte. Drei Behandlungsräume, ein großzügiger Indoor-Pool und eine gläserne Sauna lassen kaum Wünsche offen.

Für das gastronomische Konzept wurde der katalanische Starkoch Paco Perez ausgewählt, der sich in seiner Heimat schon mit drei Michelin-Sternen schmücken durfte. Natürlich steht Perez nicht selbst in der offenen Showküche, aber er hat seine Mannschaft gut aufgestellt. "Und Perez wird regelmäßig vor Ort sein, schon um immer wieder frische Meeresfrüchte aus seiner Heimat nach Berlin zu bringen", sagt Hoteldirektor Dantil. "Wir wollen mit dem Fine Dining Restaurant ,5' (spanisch Cinco) in die Topliga der Berliner Gastroszene", betont er. Der Name des Restaurants sei ganz bewusst gewählt worden, denn alle fünf Sinne sollen angesprochen werden. Neben einer À-la-carte-Auswahl bietet das Cinco ein 25-gängiges "Expierence Menü". Für 140 Euro bekommen Gäste einen Überblick über die Kreationen des Sternekochs. Sie reichen vom Thymiansüppchen mit Eiweiß und Seeigel über Seezunge mit Pinienkernen und Albatrüffeln bis hin zum Zackenbarsch mit Wintergemüse. Als Alternative steht das 80 Plätze umfassende "The Casual" zur Verfügung, in dem unterschiedliche Tapas-Versionen von Perez, aber auch internationale Klassiker im Mittelpunkt stehen. In beiden Restaurants können die Gäste aus einer Weinliste wählen, in der deutsche Weißweine und ausgezeichnete Rote aus Spanien besonders gut vertreten sind.

Ausklingen kann der Abend in der Bar mit einem Cocktail und einem Blick in die Gehege des Zoos.