Nur wenige kennen den Ort Frascati südöstlich der Ewigen Stadt - der gleichnamige Wein aber ist in aller Munde

Alle Welt liebt Rom. Und die Römer lieben das nahe Frascati in den Albaner Bergen: wegen der Villen, des Weins und der deutlich besseren Bergluft.

Auch Woody Allen hat sein Herz in Rom verloren. Sein jüngster Film "To Rome with love" spielt dort, und er ist, wie immer bei Woody Allen, auch eine Liebeserklärung an den Drehort. Die Ewige Stadt hat einen ähnlich unkaputtbar-guten Ruf wie New York oder Paris. "Ja, leider", sagt Angela Fragione, 57, eine Deutschstämmige aus Freiburg, die der Liebe wegen vor 30 Jahren ins römische Umland zog und heute als Touristenführerin arbeitet. "Rom ist komplett in Touristenhand. Kommen Sie daher besser im 'l'estate di San Martino'", fügt sie hinzu, "wie der Römer seinen Sommer im November nennt. Da ist die Stadt bei angenehmen 20 Grad ganz wunderbar. Dann gehört Rom für kurze Zeit den Römern. Oder Anfang des Jahres." Spätestens zu Ostern sei Rom wieder im Belagerungszustand. Kaum gesagt, schon schleppt Guide Fragione einen zum Petersdom, zum Blumenmarkt, zur Lateran-Basilika, der ältesten Kirche Roms, an die Piazza Navona und ans Forum Romanum. Allesamt Rom-Klassiker. Und es stimmt: Nirgends ist an diesem sonnigen Januartag langes Warten angesagt, sogar Fotografieren geht. Problemlos.

Warum dann überhaupt Rom verlassen? "Weil man sonst was verpasst", protestiert die Wahl-Römerin Fragione, die es regelmäßig raus aus Rom und rein in die umliegenden Albaner Berge zieht. "Wenn Sie Rom ein paar Tage besucht haben und etwas kennen, müssen Sie rausfahren." Das Fortgeschrittenen-Programm sozusagen. Fragione: "Den fruchtigen Frascati Superiore, den Weißwein aus dem Hügelland außerhalb Roms, haben viele schon getrunken. Aber der Ort Frascati, 20 Kilometer südöstlich von Rom? Ist ein Geheimtipp. Bis heute!" Dabei zogen schon im späten Mittelalter, sobald die Hitze in den engen Gassen unerträglich wurde, Klerus und Adel in ihre Villen in den Bergen. "Villa Rufinella" taufte Bischof Alessandro Ruffini seinen Sommersitz oberhalb Frascatis. Es ist die höchstgelegene Villa des 23.000 Einwohner großen Orts - einer von neun prächtigen Palazzi, die mit ihren opulenten Gärten und Wasserspielen das Stadtbild prägen. Das Grün symbolisiert Ewigkeit, das Wasser steht für Macht.

Die Sommervillen stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert und zeugen vom einstigen Reichtum der Herrschenden. Ihre Frontseite sind alle nach Rom ausgerichtet. Heute beherbergen die stattlichen Residenzen, sofern sie sich nicht in Privatbesitz befinden, Museen oder sie wurden zu Hotels umfunktioniert. So wie die einstige Villa Rufinella, in der sich heute das Grand Hotel Villa Tuscolana befindet. Wer auf dem Vorplatz des Hotels steht, hat einen tollen Blick auf die Siebenhügelstadt: an klaren Tagen sogar mit Sicht auf den Petersdom. Aber auch umliegende Kirchen und Klöster und ein Meer aus Reben liegen einem zu Füßen. Wer dasteht und einfach nur schaut - nach links, rechts, und immer wieder Richtung der berühmten Kuppel -, der merkt, warum es sich lohnt, Rom einmal distanziert zu betrachten.

Frascatis Altstadt aus der Nähe anzuschauen ist ebenfalls aufschlussreich: In vielen Geschäften drehen sich Spanferkel am Spieß. Ferkel sind ebenso eine Spezialität wie die Pupazza frascatana, eine dreibrüstige Puppe aus Teig - Symbol für die Fruchtbarkeit der Region. Die dritte Brust steht für die Weine Frascatis. In Bäckereien kann man die Busen-Wunder als Zuckergebäck genießen.

Ein Genuss ist der ganze Landstrich. Daher reicht ein Bummel in den engen Gassen nicht. Nein, man muss rausfahren in die "Colline Romane", die Römischen Hügel: Wer es stilecht mag, leiht sich für ein, zwei Tage einen Fiat 500 oder einen Alfa Romeo Cabrio aus und kurvt damit durch die Lande. Weinliebhaber sollten sich aber am besten was mit großem Kofferraum nehmen. Die Colline Romane sind vulkanischen Ursprungs. "Ideal für Weinanbau", sagt Geschichtswissenschaftlerin Susanne Hohwieler, die Touristen durch Rom und dessen Hinterland führt. Weingüter gibt es in der Gegend jede Menge, etwa 3000 Winzer bauen die Frascati-Weine an. Die Weißweine werden vor allem aus den Rebsorten Trebbiano und Malvasia gekeltert.

Und wer den Geschmack nicht kennt, kann alle paar Meter irgendwo anhalten und bei Winzern direkt im Keller kosten. Mehrere Weinstraßen schlängeln sich durch die Landschaft. "Castelli Romani" heißt die wohl älteste Weinstraße der Welt. Hier, in den Albaner Bergen, hatten schon Cäsar und Brutus ihre Villen, am Lago Albano geht Papst Benedikt XVI. ein und aus. Denn am Lago Albano befindet sich Castel Gandolfo, der Sommersitz der Päpste - vatikanisches Hoheitsgebiet. Vor der Papstvilla finden sich Souvenirgeschäfte, Bars und die Pfarrkirche San Tommaso da Villanova. Und jede Menge Besucher, die Ausschau halten nach dem alten Mann in roten Schuhen. Der ist meist von Juni bis Anfang September hier anzutreffen.