Kleine Fluchten: Das Fährhaus in Munkmarsch war einst Anlaufpunkt aller Sylt-Besucher. Heute kommen die Genießer

Günter Netzer gilt als Stammgast, auch Boris Becker war schon oft da. Wolfgang Schäuble verbrachte im vergangenen Sommer seinen Urlaub hier - und ließ sich vom amerikanischen Finanzminister Timothy Geithner besuchen. Selbst Roman Polanski gefällt das Haus am Wattenmeer. Er wohnte nicht nur darin, sondern nutzte es auch als Kulisse für einen seiner Spielfilme, "The Ghost".

Keine Frage: Das Fährhaus auf Sylt ist nicht irgendein Hotel, sondern eines, das auch mit illustren Gästen umzugehen weiß. Viele, die es buchen, kommen gerne wieder. Weil ihnen gefällt, dass sie hier von einem perfekt geschulten Team mit einer besonders persönlichen Note umsorgt werden. Und weil die Lage ideal ist, um am Nordseewasser Körper und Seele ein wenig auszulüften. Zudem ist auch die Immobilie etwas Besonderes. Denn die Keimzelle des weißen Gebäudekomplexes stammt aus einer Zeit, in der Sylt noch nicht mit einem Bahndamm ans Festland angebunden war und alle Besucher mit dem Schiff anreisten.

Wer heute - bei Kälte unterm Heizstrahler und mit Wolldecke - auf der urgemütlichen, im viktorianischen Stil gehaltenen Veranda sitzt und einen Tee oder einen Cappuccino trinkt, der blickt auf einen kleinen Hafen, in dem nur noch ein paar Yachten dümpeln, aber keine Fähren mehr. Aus dem alten Fährhaus in Munkmarsch, zwischen Keitum und Kampen gelegen, ist im Laufe der Jahre ein Fünf-Sterne-Superior-Hotel mit 27 Doppelzimmern, zwölf Suiten und drei Appartements geworden. Seit 2006 wurde immer wieder an- oder umgebaut und die Einrichtung modernisiert. Der neue Trakt ist mit dem Stammhaus durch einen verglasten Übergang verbunden, es gibt hier auch einen 700 Quadratmeter großen Wellnessbereich mit Schwimmbad, Whirlpool, Kräuterbad, Saunen und Solarium. Die Auswahl an Beauty- und Entspannungsanwendungen ist groß, von der Schlammpackung mit Meersalz (ab 30 Euro) bis zum dreieinhalbstündigen "Rundum-Wohlfühlerlebnis für zwei" in der Spa-Suite (ab 340 Euro) ist eigentlich alles dabei.

Seit April 2012 führt Robert Jopp als Hoteldirektor die rund 100 Mitarbeiter, darunter 20 Auszubildende. Allein 20 Köche gehören zum Personal - was bereits verrät, dass die Küche hier eine ganz besondere Rolle spielt. Top-Restaurant ist das Fährhaus, wo Küchenchef Alexandro Pape (zwei Michelin-Sterne) maximal 30 Gäste mit einer regional geprägten Spitzenküche und Menüs mit sardischem Einschlag verwöhnt. Bis zum 11. März hat das Gourmetrestaurant noch Winterpause, doch kulinarisch darben muss deshalb niemand. Denn das traditionelle Hotel-Restaurant, die Käpt'n Selmer Stube unter der Leitung von Alexander Klein, bietet sehr schmackhafte bodenständige Gerichte an, zum Beispiel die Variation vom Holsteiner Kalb und Holsteiner Rind oder die in Aromen gebratene Perlhuhnbrust. Das Halbpensionsrestaurant Mara Sand und die gemütliche Vinothek mit rund 6000 Flaschen unterschiedlichster Lagen und Herkunft vervollständigen das gastronomische Angebot. Für Hotelgäste inklusive sind neben dem leckeren und abwechslungsreichen Frühstück übrigens auch Kaffee, Tee und Kuchen am Nachmittag.

"Ganz weit weg vom Alltag" sollen sich die Gäste im Fährhaus Sylt fühlen, und das sind sie hier auch - was nicht nur am Service liegt, sondern auch an der schönen Umgebung. Egal ob nach rechts oder nach links: Der Weg am Wattenmeer entlang betört die Sinne ungemein, und wenn dann auch noch die Sonne durch die Wolken funkelt, kann selbst der kälteste Wintertag eine große Erholung sein.