Deutschland ist Einwandererland. Menschen aus Drittwelt- und Schwellenländern suchen eine sichere Heimat. Es gibt aber auch Zuwanderer aus Polen. Animalische Schwergewichte mit bis zu 800 Kilo schierer Masse, aber für Menschen meistens ungefährlich. Denn Elche sind Pflanzenfresser. Leider mit einer komischen Eigenart - sie stehen gern stur auf Autobahnen und Landstraßen. Der heranrasenden Gefahr begegnet der größte Hirsch der Erde mit nordischer Gelassenheit. So kürzlich auf dem Berliner Ring. Ein kapitales Tier stand auf der Mittelspur. Lautes Bremsen, Quietschen und Dauerhupen ignorierte es. Ein Autofahrer schaffte das Ausweichmanöver nicht und rammte den Elch, dabei wurde der Fahrer schwer verletzt. Auch der König der Wälder lag blutend auf der Fahrbahn, bald starb er. Der erste schwere Elch-Crash.

Die Elche kommen aus Westpolen, sie durchschwimmen die Oder und stapfen dann als notorische Einzelgänger durch die Wälder. Brandenburg-weit wurden 72 Elche seit 1990 gesichtet, wobei es oft immer dieselben waren. Zurzeit sollen es fünf Schaufelgeweihträger sein, die in Brandenburg heimisch sind. Manche Förster meinen, es seien dreimal so viele. In den 22 Jahren seit der ersten Sichtung wurden acht tote Elche gefunden. Im Spreewald kollidierte ein Elch mit einem Bus, dabei starb er, und der Bus hatte Totalschaden. Elche können laufend bis zu 60 Stundenkilometer schnell sein, die Geweihe messen bis zu 1,40 Meter in der Breite. Sie haben keine natürlichen Feinde, man hat schon Elche in Skandinavien gesehen, die angreifenden Wölfen mit Tritten die Knochen brachen. Allein in Schweden gibt es 300.000 Elche, die pro Jahr bis zu 5000 Zusammenstöße mit Autos und Zügen verursachen.

In Polen gibt es eine Population von geschätzten 16.000 Tieren. Sie sind Fresskonkurrenten, denn Elche vertilgen riesige Mengen an Biomasse und benötigen deshalb große Reviere. Die starken Tiere wollen alles Grünzeug für sich, Blätter, Zweige und Triebe, auch Rinde zerkauen sie, und vertreiben die Schwachen. Etwa einen Zentner Natur futtert ein Elch pro Monat. Das beunruhigt Waldbesitzer, denn die Großtiere sehen in jungen Baumtrieben eine unwiderstehliche Delikatesse. Eingezäunte Neuanpflanzungen sind für sie besonders verlockend, der Zaun wird weggedrückt. Deshalb muss das brandenburgische Infrastruktur-Ministerium nun einen Elch-Managementplan erarbeiten. "Dieser Plan dient nicht dazu, die Ansiedlung der Elche aktiv zu befördern", besänftigt Minister Jörg Vogelsänger. Aber die Huftiere kommen trotzdem, gerade im Winter, wenn die Nahrung knapper wird. Deshalb ist geplant, Elch-Warnschilder an die Randstreifen von Straßen zu stellen.