Tourismusverband rechnet bundesweit mit 400 Millionen Übernachtungen. Vor allem Großstädte sind die Gewinner. Und es gibt neue Trends.

Norderney. Der Tourismus in Deutschland strebt in diesem Jahr voraussichtlich einen neuen Rekord an. Erstmals sei mit 400 Millionen Übernachtungen zu rechnen, teilte der Deutsche Tourismusverband am Donnerstag beim Deutschen Tourismustag auf Norderney mit. „Für das gesamte Tourismusjahr erwarten wir ein Plus von bis zu vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagte Verbandspräsident Reinhard Meyer. Das wären fast 16 Millionen Übernachtungen mehr. Auf gute Zuwächse kommen Großstädte wie Hamburg (elf Prozent) und Berlin (zwölf Prozent).

Dabei rückt nachhaltiges Reisen mit Blick auf Umwelt und Natur stärker ins Bewusstsein deutscher Urlauber. Fast ein Drittel der Bevölkerung möchte ökologisch verträglich und ressourcenschonend reisen, ergab eine Analyse. „Dabei reisen nicht alle „Nachhaltigkeitsbefürworter“ auch konsequent nachhaltig. Sie erleben ihren Urlaub aber bewusster“, sagte Meyer. Auf dem Vormarsch seien Strategien zur sanften Erkundung der Natur per Rad, Kanu oder zu Fuß.

Den positiven Trend bestätigte am Donnerstag das Statistische Bundesamt: So stieg die Zahl der Übernachtungen in Hotels, Pensionen oder auf Campingplätzen im September auf 41,5 Millionen. Das war ein Plus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. In den ersten neun Monaten erhöhte sich die Zahl der Übernachtungen damit im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent auf 320,3 Millionen.

Der Jobmotor Tourismus stottert allerdings aufgrund von Nachwuchsproblemen. Fast drei Millionen Menschen arbeiten nach Verbandsangaben in der Branche, die allein in Niedersachsen 390.000 Arbeitsplätze sichert. Doch die Zahl der Auszubildenden geht zurück. Gut ausgebildete Arbeitnehmer zieht es mehr in die Städte, während die touristisch reizvollen Gebiete abseits dieser Zentren liegen.

„Wir brauchen eine professionelle Nachwuchssuche“, forderte Meyer. In der Branche seien Arbeitsmodelle gefragt, die auf die Bedürfnisse älterer Mitarbeiter und auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausgerichtet sind. Weiterbildungsangebote für wertvolle Fachkräfte müssten auch noch von kleinen Betrieben finanziert werden können.

„Hamburg ist die einzige Stadt in Deutschland, die ihre Destination selbst vermarktet“, sagte Tourismuschef Dietrich von Albedyll. Die Hansestadt steuert 2012 ebenfalls auf einen Tourismusrekord zu und könnte sogar erstmals zehn Millionen Übernachtungen überschreiten (2011: 9,5 Mio).

Ein Höhepunkt des nächsten Tourismus-Jahres ist der Hafengeburtstag mit der Taufe der „Europa 2“ des Kreuzfahrtenanbieters Hapag-Lloyd. Er feiert erstmals seit 1999 wieder eine Namensgebung in der Hansestadt. Dazu hat die Tourismuszentrale ein spezielles Übernachtungsangebot aufgelegt.