Im New Yorker Waldorf Astoria kann Gestohlenes straflos zurückgegeben werden. Das Echo ist groß

Das Merkwürdigste und wohl auch Größte, was je ein Mensch aus dem Hotel Waldorf Astoria in New York City entwendet hat, war eine Glastür aus der Dusche von Frank Sinatra. Ins Glas waren seine Initialen und die seiner Frau Nancy eingraviert.

"Es passierte während einer Renovierung", sagt Matt Zolbe, der Marketingchef des Hotels. "Im engeren Sinne kann man gar nicht von Diebstahl reden." Schließlich sollte die Glastür auf dem Abfall landen. Stattdessen tauchte sie bei einer Versteigerung wieder auf. Über das, was hier vor einem halben Jahrhundert passiert ist, kann man gern reden - für alles danach gilt: "No comment."

Zolbe ist an dem Treffpunkt erschienen, wo man sich im Waldorf-Astoria immer verabredet: neben der großen Standuhr, die alle Viertelstunde das Glockenzeichen von Westminster erklingen lässt. Er hat sich das "Amnestieprogramm" für das Waldorf-Astoria ausgedacht. Solche Programme gab es zwar auch in anderen Hotels, aber dieses hier hat besondere Aufmerksamkeit erregt. Schließlich ist das Waldorf-Astoria die Adresse, wo Könige, Präsidenten und Päpste übernachten, hier bekam Grace Kelly den Heiratsantrag.

"Ich hatte aber, als wir mit unserem Amnestieprogramm anfingen, nicht gedacht, dass wir innerhalb kürzester Zeit 300 Stücke hereinbekommen würden", sagt Matt Zolbe: silberne Löffel, Zimmerschlüssel, Untertassen, Kleiderbügel. Eine Speisekarte, signiert vom bereits erwähnten Frank Sinatra.

Besonders interessiert ist Zolbe an Sachen, die vor 1960 gestohlen wurden. Er ist damit beschäftigt, ein Museum aufzubauen, das man im Internet besuchen kann. Die Webseite, auf der man seine Schätze bewundern kann, wird gerade entwickelt.

Die Speisekarte mit der Unterschrift von Frank Sinatra aber wird längst im Hotel selbst ausgestellt: ein blauer Farbtupfer in einer Vitrine gleich hinter der Rezeption, einmal rechts um die Ecke.