Sie hat berufshalber die halbe Welt bereist, ist Leiterin des Touristbüros einer der erfolgreichsten deutschen Regionen mit mehr als zwei Millionen Besuchern jährlich. Und hat immer weniger Lust aufs Ausland. "Wegen des Essens dort", gesteht sie. "Ich habe eben am liebsten deutsche Küche." Sie wirbt damit zu Hause: zünftiger Schweinebraten statt labbriger Pizza. Currywurst und Bier anstelle Oliven und südlicher Weine. Gäste dieser Tourismuschefin sind begeistert. Offiziell allerdings will sie die deutsche Küche nicht über jede andere Kulinarik stellen, man ist ja tolerant. "Aber mal ehrlich", wird die polyglotte Dame lakonisch, "in China konnte ich mich nie satt essen."

Das sehen ihre Landsleute auch so, ergab eine Umfrage des Buchungsportals Hotels.com unter mehr als 1000 Deutschen. Auch 27 000 internationale Reisende, die Deutschland besuchten, wurden befragt. Deutsche Küche genießt weltweit einen phänomenalen Ruf. Das wird verständlich, denkt man an britisches Fish & Chips oder die US-XXL-Bulette mit saurer Gurke und dem halben Liter Mayo zwischen Weißbrotdeckeln. Aber da sind auch Pasta und Bruschetta in Italien, Käse und Bordeaux-Weine in Frankreich, feurige spanische Tapas und Brüsseler Pralinen. Für das Gros deutscher Urlauber zweitrangig. Man probiert mal, denn Urlaubszeit ist Schlemmerzeit, und jeder zweite Teutone gibt auf Reisen die Hälfte seines Budgets für Verpflegung aus. Aber Garnelen mit Reis auf Ibiza ersetzen nie den Genuss von Weißwürsten.

Beim Essen sind Deutsche realistisch. London besuchen sie gern, merken aber an, dass es dort um die Verpflegung nicht gut steht. Die USA gelten als großartiges Reise-, nicht aber Schlemmerland. Der Deutsche ist beim Essen heimattreu, und Touristen finden Frankfurter Würstchen lecker und ein ordentliches Jägerschnitzel ebenso. 75 Prozent deutscher Familien und 71 Prozent der Paare wählen Urlaubsorte mit deutsch ausgerichtetem Essen. Kassler mit Sauerkraut schlägt Risotto. Italien (44 Prozent), Frankreich (26) und Spanien (21) gelten als Spitzenreiseländer, weil es dort etwas für den deutschen Magen gibt. Dabei geben 61 Prozent der Deutschen an, fremdem Essen gegenüber aufgeschlossen zu sein. Aber am Urlaubsort fehlen Brot (41 Prozent), Bier und Wurst aus deutscher Herstellung.