Manhattan auf etwas andere Art: Sightseeing-Tour zu Schauplätzen der TV-Kultserie.

Nur, um das klarzustellen: Katie richtet sich an uns fünf Männer, die in dem Bus zwischen 43 Frauen verteilt Platz genommen haben: "Also, Gentlemen, damit keine Missverständnisse aufkommen - dies hier ist nicht die ,Sopranos'-Tour!"

Katie lächelt, dann ruft sie durch die ausverkauften Sitzreihen: "Hey, Mädels, ein kleines Quiz, bevor wir losfahren. Wer weiß, was Samantha meint, wenn sie vom ,Dead Wife Factor' spricht?" Zwanzig Frauenarme gehen in die Luft, eine vorlaute Stimme ruft: "Don't do a widower!" Katie nickt, lächelt und spricht: "Du kennst dich aus, Schätzchen. Hab niemals Sex mit einem Witwer. Egal, was seine Frau für ein mieses Stück war - jetzt ist sie tot, und du bist die Schlampe, die es niemals mit ihr wird aufnehmen können." Nur der Busfahrer lacht nicht.

"Erste Station Manolo Blahnik, 54. Straße", kündigt unsere Reiseführerin an. Willkommen auf der "Sex-and-the-City"-Tour in New York City. Es ist Sonnabend, kurz vor 15 Uhr, vor dem Plaza-Hotel auf der Fifth Avenue, direkt am Central Park. Knapp 50 Fans von Carrie & Co. warten auf eine rund dreistündige Sightseeing-Fahrt der etwas anderen Art durch Manhattan. Ich habe meiner Freundin (36) für 33 Dollar ein Ticket zum Geburtstag geschenkt - und mir eines dazu.

"Wir werden diverse Schauplätze der TV-Serie sehen", verspricht Katie, die man sich auch selbst im Fernsehen vorstellen kann. Und wir werden an einem knappen Dutzend Sehenswürdigkeiten der Stadt aussteigen. Nicht am Empire State Building, sondern vor dem "Pleasure Chest", jenem Sexshop, in dem Samantha in einer Folge einen Vibrator ("Rampant Rabbit") kaufte - und in dem meine Freundin ein Paar künstliche Brustwarzen für 5,50 Dollar erstehen wird. Wir werden auch nicht in der Wall Street Halt machen, sondern in der Bleeker Street, wo wir in der kleinen, feinen "Magnolia Bakery" einen jener berühmten Cup Cakes essen werden (im Preis inbegriffen), genau wie Miranda und Carrie es taten, um mit süßer Creme dem bitteren Geschmack ihrer beendeten Beziehung beizukommen.

Als der Bus durch die Fifth Avenue vorbei an "Tiffany's" (unter anderem die teuersten Ringe) und "Artista" (unter anderem die teuerste Maniküre) Richtung Downtown zuckelt, reicht Katie mir - zusammen mit dem Hinweis, dass die Tour zu den Drehorten der Mafia-Serie "Die Sopranos" morgen ausverkauft sei - einen beidseitig bedruckten Bogen. Darauf stehen die wichtigsten Adressen von den Locations, die wir sehen werden, (um dort später noch einmal in Ruhe zu schauen), das Rezept für einen perfekten Cosmopolitan (eine Tasse Eiswürfel in den Mixer!) und ein Glossar der wichtigsten Fachtermini zur Serie, "Sexionary" genannt. Die meisten Frauen an Bord kannten die Begriffe auch ohne diese Liste auswendig

Wer die "Sex-and-the-City"-Tour bucht, der sieht New York aus der Sicht von vier besser verdienenden, besser aussehenden, Männer und Geld besser verschwendenden Stadtneurotikerinnen, Schuhfetischistinnen, Sex-Kommentatorinnen. Er sieht die kleine, niedliche Kirche mit dem verwunschenen Garten davor, in dem Samantha einen Priester zu verführen trachtete. Er sieht die "Helena Rubenstein Beauty Gallery" in der Spring Street, eines der teuersten Kosmetikstudios der Stadt, wo auch wir für 200 Dollar eine einstündige Gesichtsbehandlung erhalten könnten. Die Tour stoppt vor dem Haus, in dem Carrie wohnt (naja, vor dem die Außenszenen gedreht werden), und es wird erklärt, warum Charlotte tatsächlich ihren Job in der Galerie in SoHo aufgab: Der wahre Besitzer verlangte immer mehr Miete für die Dreharbeiten, bis die Produktionsfirma einfach das Drehbuch umschreiben ließ.

Dann erklärt Katie uns, warum Carries zwischenzeitlicher Lover den Filmnamen "Aiden" bekam: Ursprünglich sollte Aiden Quinn die Rolle bekommen; als der absagte, übernahm man wenigstens seinen Vornamen in die Serie. Der "Sex-and-the-City"-Fan lernt eben nie aus.

Vor jeder besuchten Station aus dem Leben der liebestollen TV-Girlgang werden auf zehn Monitoren im Bus jene Szenen aus der Pro-7-Serie gezeigt, die am nächsten Schauplatz gedreht wurden. Fabelhafte Erinnerungshilfe für all jene, die nicht jede Folge auswendig nachsprechen können. Jetzt gerade sehen wir auf dem kleinen Bildschirm einen Ausschnitt, in dem Carrie mal wieder ihre Kreditkarte im Laden des Schuh-Gottes Manolo Blahnik vergewaltigt. "Sorry", sagt Katie, hält das Videoband an und bittet uns, rechts aus dem Fenster zu schauen, "aber da können wir beim besten Willen nicht alle rein. Kommt lieber später allein noch mal her." Wir lächeln verständnisvoll: In den Laden mit den drei Paar Stilettos im Schaufenster passen maximal vier Kundinnen gleichzeitig.

  • Information : Die "Sex-and-the-City"-Tour in Manhattan bietet "On Location Tours" an. Buchbar via Internet: www.sceneontv.com/tour.php/satc