Veranstalter Dertour hat einen Katalog speziell für Schwule und Lesben herausgebracht

Hamburger Abendblatt:

Wie kam die Idee auf, ein spezielles Angebot für gleichgeschlechtliche Paare zu schaffen?

Dietmar Malcherek:

Gays - so der internationale Oberbegriff für Lesben und Schwule - sind eine eigene Zielgruppe. Sie will anders angesprochen werden als beispielsweise Familien, für die wir ja auch einen eigenen Katalog haben.

Welche Ziele sind die Klassiker?

Malcherek:

Beliebt sind zum Beispiel Resorts auf Gran Canaria, Mykonos und Ibiza. Bei Städten sind Berlin, Barcelona, Madrid und London Favoriten.

Und welche sind tabu?

Malcherek:

In unserem Gay-Travel-Katalog sind ausschließlich Destinationen enthalten, in denen sich schwule und lesbische Reisende wohl- und vor allem sicher fühlen können. Länder, in denen mit Repressionen zu rechnen ist, weil Homosexualität dort verboten ist oder unter Strafe steht, haben in unserem Katalog keinen Platz.

Welche besonderen Ansprüche hat die Zielgruppe?

Malcherek:

Primär möchten Gays in Hotels nicht schief angeguckt werden. In den Hotels, die wir im Dertour-Gay-Travel-Katalog anbieten, bleiben den Gästen unangenehme Fragen vom Personal erspart, und die Concierges können Tipps geben, wo es beispielsweise in der Nähe Szeneclubs gibt oder wie sie auf dem kürzesten Weg zum nächsten Strand für Schwule kommen.

Wie gut wird das Angebot bislang angenommen?

Malcherek:

Die Nachfrage übertrifft unsere Erwartungen, und wir sind sehr zufrieden. Der nächste Katalog ist in Planung und wird größer sein als der erste.

Wie erklärt sich das umfangreichere Angebot für Schwule im Vergleich zu Lesben?

Malcherek:

Das touristische Angebot für Schwule ist momentan noch größer als das für die lesbische Community.

Wie wichtig ist das Nachtleben im Gay-Travel-Angebot?

Malcherek:

Gay Events sind sehr interessant für unsere Zielgruppe. Deshalb haben wir den Gay-Event-Kalender entwickelt, der stets aktualisiert wird und unter gaytravel.info@dertour.de angefordert werden kann.

Wie fiel die Reaktion aufseiten der Hotels aus? Haben die sich sofort bereitwillig als "gay friendly" oder "gay only" klassifizieren lassen?

Malcherek:

Viele Häuser im Gay-Travel-Katalog sind IGLTA-Mitglied (International Gay & Lesbian Travel Association). Entsprechend begeistert waren sie, dass wir als erster deutscher Veranstalter einen Zielgruppenkatalog für die Gay Community auf den Markt gebracht haben.

Ist Ihr Katalog auch Ausdruck eines breiten gesellschaftlichen Wandels?

Malcherek:

Es ist sicherlich wünschenswert, dass Gays als eine Zielgruppe wie jede andere betrachtet werden. Wenn unser Reisekatalog dazu beitragen kann, dass Angebote für Schwule und Lesben als selbstverständlich erachtet werden, freuen wir uns.