Das Herrenhaus Klein Nienhagen liegt mitten in der Natur, ist aber nicht weit von der Ostsee entfernt. Es diente auch schon als Filmkulisse.

Eine Entenfamilie watschelt zum Teich. Pferde grasen auf dem Hof. Die Blätter der Blutbuchen rauschen im Sommerwind. Ansonsten: Stille. Wir betreten den zartgelben Putzbau durch die alte Holztür und glauben, aus Versehen im Privatbereich der Gutsherren gelandet zu sein. Keine Rezeption, kein Foyer. Stattdessen stehen wir in einem schlicht-gemütlichen Kaminzimmer, blicken durch weiße, hohe Türrahmen ins Wohnzimmer, staunen über die Weite des Parks hinter der Fensterfront des Esszimmers. Doch da kommt Bianca Glöe die weiße, elegant geschwungene Holztreppe herunter, scheucht die Hunde von den Bänken und begrüßt ihre Gäste. Tochter Katharina kommt gerade vom Reiten, wechselt schnell noch ein paar Worte mit ihrer Mutter und den Neuankömmlingen, bevor sie in der Küche nebenan verschwindet.

"Ja, wir leben auch hier im Haus", sagt Bianca Glöe. "Oder andersherum: Die Gäste wohnen so, wie wir auch wohnen." Und das ist ein Mix aus modernem, klarem Landhausstil und eleganter Gutshofatmosphäre. Hell gebeizte Dielen, lindgrün gestrichene Wände, schlichte weiße Stühle, dazwischen ein alter Lesesessel und ein Tisch mit Patina. Skandinavien trifft Herzogtum Mecklenburg. "Mir sind Details wichtig", sagt Bianca Glöe. "Und die richtige Mischung aus Erhalten und Erneuern. Als die Handwerker den Kamin mit alten Steinen wieder aufbauen sollten, sagten sie zu mir: 'Frau Glöe, was wollen Sie denn mit den alten Dingern, so teuer sind neue Steine doch gar nicht.'"

+++Herrschaftszeiten für Groß und Klein+++

Das Ehepaar Glöe stammt eigentlich aus Schleswig-Holstein. Das verfallene Rittergut im Satower Land zwischen Wismar und Rostock entdeckten die beiden in den 90er-Jahren und kauften es 1998 vom Amt für offene Vermögensfragen. "Wir haben das Landleben schon immer geliebt. Meine Frau reitet, ich jage gern", sagt Jan Glöe. "Aber eigentlich suchten wir nur etwas zum Wohnen, da ich damals in Rostock gearbeitet habe und meine Frau in Kiel. Wir sind als Privatleute hergekommen, nicht als Unternehmer." Das hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Aus dem verfallenen Herrenhaus ist ein Ferienhof mit Reitanlage geworden. Zwei Seitenflügel des 1870 erbauten Gutshauses ließen die Glöes in Abstimmung mit dem Amt für Denkmalpflege abreißen. Das Haus war im Jahr 1923 vom damaligen Eigentümer Ferdinand Graf von Polier stark verändert worden. Die Glöes versuchten, sich bei der Restaurierung an alten Fotos zu orientieren.

Das hohe Walmdach und den Staffelgiebel über dem Eingang konnten sie erhalten. Doch die Rückfront zum Park war nicht mehr zu retten. Stattdessen bauten sie dort einen Wintergarten und eine Freitreppe - mit den Betonblöcken aus den ehemaligen LPG-Stallungen. "Zwei Jahre lang sind wir von Zimmer zu Zimmer gezogen. Immer dorthin, wo gerade nicht gebaut wurde. Am schlimmsten war es, als die gesamte hintere Fassade fehlte. Unser Badezimmer war an einer Seite offen, und das im Februar", erinnert sich Bianca Glöe. Heute strahlt das Anwesen so viel feine Landidylle aus, das bereits das Fernsehen hier war.

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Die ARD drehte einen Spielfilm aus der Reihe "Mord in bester Gesellschaft". Ein aufregendes Erlebnis für die Glöes, über das sie auch schmunzeln mussten - weil der im Film dargestellte Standesdünkel so gar nicht zu den echten Gutsherren passte. Auch die NDR-Landpartie war schon zu Besuch.

Vor allem Brautpaare lieben die persönliche Atmosphäre des Hauses und Bianca Glöes Gespür für Farben und Blumenarrangements. Um das Catering kümmert sich Jan Glöe selbst. "Wir können nur drei Hauptgerichte, die dafür aber richtig gut", sagt er. Die Wildschweine für den beliebten Wildschweinbraten schießt Glöe selbst. "Ich kenne jedes Tier, das zubereitet wird." Dazu zählen auch Rehböcke, Schwarzwild und Rotwild.

Neben Hochzeitsgesellschaften sind es hauptsächlich Reiter und Ruhesuchende, die nach Klein Nienhagen kommen. Das Reitzentrum mit neuer Halle lockt sowohl Anfänger als auch Könner. Im Sommer machen auch Familien Urlaub in den elf Ferienwohnungen in den ehemaligen Ställen und Speichern. Sie schätzen die Nähe zur Ostsee - Kühlungsborn und Heiligendamm sind in 30 Minuten mit dem Auto zu erreichen -, wollen nach dem Strandtag aber lieber in der Natur entspannen. Frühstück und Abendbrot können in die Wohnungen bestellt werden. Oder man trifft sich im Esszimmer der Glöes im Herrenhaus zu einer Brotzeit mit Mecklenburger Wurst, Lachs und Forelle. Ganz unkompliziert. So als sei man bei Freunden zu Besuch, die ein etwas größeres Haus haben und deren Garten ein Park mit Blutbuchen ist.