Wenn Engel reisen, treffen sie irgendwann immer auf den Teufel. Denn der steckt bekanntlich im Detail, und Details sind genau das, was gute Hotels von sehr guten unterscheidet.

Die Kleinigkeiten mit großer Bedeutung sind nicht so winzig, dass man sie nicht entdecken könnte. Nein, oft machen sie sich schon vor dem Hotel breit: in Form von Portiers. Persönliche Studien zum - zugegeben häufig eintretenden - Fall des Übergepäcks haben ergeben, dass es darauf nur zwei Reaktionen gibt: a) Der Typ übersieht das Geschleppe gelangweilt und denkt an die schöne alte Zeit zurück, in der er noch breitbeinig als Türsteher auf dem Kiez gebraucht wurde. Oder b): Der Portier eilt freudig herbei und schultert das schwere Gepäck wie einen Beutel Watte, den er dann durch seine süßen Worte in Zuckerwatte verwandelt: "Nein, das ist nicht viel für eine Übernachtung. Eine Dame wie Sie sollte immer eine größtmögliche Auswahl an Garderobe zur Verfügung wissen." Besonders gut kommt so ein Satz, wenn der Ehemann mit noch mal der gleichen Ladung Taschen vom Parkplatz hinterhergehechelt kommt.

Dies wäre unnötig, verfügte das Hotel über einen Parkservice. Ein Detail, das im Grand Hotel Heiligendamm sogar optisch hervorragt. Dort nehmen Herren in weiten Mänteln den Wagen im Empfang. In der Kluft sehen die Jungs aus wie etwas zu groß geratene Maikäfer, niedlich.

Im Hotel angekommen, gibt es drei Dinge, auf die man achten kann: die Kissen (reicht die Auswahl bis zum heißen Dinkelkissen?), die Getränke (wird eine Tee-Uhr zum Darjeeling gereicht, gibt es Bio-Smoothies in der Minibar?) sowie die Beleuchtung (sind die Lampen dimmbar?). All diese Fragen kann das Budersand Hotel in Hörnum auf Sylt bejahen. Die Illumination dort lässt selbst dem dümmsten Reisenden ein Licht aufgehen. Es gibt Leselicht, TV-Licht, Schminklicht und Schreiblicht. Fraglich nur, was man anknipsen soll, wenn man beim Nägel feilen "Morgenmagazin" gucken möchte. Notfalls aufs Tageslicht vertrauen.

Die wahre Kunst der Details zeigt sich jedoch in der Fähigkeit, Vorlieben der Gäste innerhalb von Sekunden einzuschätzen. Als ich kürzlich mit einer Freundin in Heiligendamm war, wollte der Concierge gerade anfangen zu erklären, wann die Yogastunde stattfindet - und hatte als Reaktion auf unsere Nicht-Reaktion plötzlich eine ganz andere Idee: "Sie möchten lieber etwas erleben, oder?"

Eine halbe Stunde später standen wir auf einem Schießplatz und ballerten auf Tontauben. Der Betreiber sagte zu meiner Freundin: "Du bist Strafverteidigerin? Dann stell dir vor, die Scheibe ist der Staatsanwalt!" Er trug ein T-Shirt mit kyrillischer Aufschrift. Zu seiner Verblüffung konnten wir die entziffern und wurden mit ein paar Schuss extra belohnt. Auf seiner Brust stand: "Wer das lesen kann, ist kein dummer Wessi".

Sind wir zwar doch, aber manche Details darf man mal verschweigen.