Das Landhaus Stöcker in Feldberg vereint Altes und Modernes. Für Raucher gibt es ein “Refugium“, das Nichtraucher aber wenig stört.

Sobald man in die kleine Stadt Feldberg hineinfährt, fällt einem die schöne weiße Villa ins Auge. Das Landhaus Stöcker liegt in einer ruhigen Seitenstraße, unmittelbar am Haussee.

Erbaut 1912 vom späteren Bürgermeister des Ortes als Wohnhaus für seine Familie, übernahm es die Tochter nach seinem Tod und verkaufte es während der DDR-Zeit ans Land Mecklenburg. Nach der Wende erwarb es dann Hannelore Sundermann - mit dem Ziel, daraus ein feines Hotel zu machen, was ihr auch gelungen ist.

Doch bis dahin war es ein weiter Weg für die gelernte Betriebswirtin. Als sie das Gebäude im Jahre 1999 kaufte, befand es sich noch in einem erbärmlichen Zustand. "Aber ich mochte spontan die Atmosphäre des Gebäudes und konzipierte den Umbau weitgehend selbst. Ich habe mich in den Räumen einquartiert und dabei gemerkt, wonach das Haus verlangt und wie es eingerichtet werden muss", erzählt Sundermann stolz. Nachdem sie alle Behördengänge erledigt und weitere Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt hatte, stand der Eröffnung im Jahre 2001 nichts mehr im Wege. Heute ist das Landhaus Stöcker ein sehr persönlich geführtes Hotel, in dem die Eigentümerin selbst lebt.

Einige Jahre nach dem Start kaufte Hannelore Sundermann auch das gegenüberliegende Gebäude - und funktionierte es zu einem Gästehaus um. Hinzu kamen vier weitere Zimmer, ein Tagungsraum, ein Kosmetik- und Friseurraum sowie ein verglaster "Badebereich", wie sie ausdrücklich betont. Den Begriff Wellnessbereich findet die Hausherrin hier eher irreführend. Das Angebot umfasst eine finnische Sauna, eine Dampfsauna und ein Schwimmbad sowie kosmetische Behandlungen, Tai-Chi und Massagen.

Anders als im Haupthaus sind die Zimmer im Neubau modern, reduziert und überwiegend in Weiß eingerichtet. "Draußen haben wir genug Farben, mein Stilempfinden entspricht mehr dem Klaren und Reinen", begründet Sundermann die reduzierte Ausstattung. Nichts soll vom Blick auf den See ablenken, die Gäste sollen sich auf sich selbst konzentrieren. Daher hängt auch kein Bild an der Wand, und einen Fernseher gibt es auch nicht.

Anders in der weißen Villa: Hier ist die Inneneinrichtung "dem Haus angepasst", wie die Inhaberin sagt. Lange hat sie nach adäquatem Mobiliar gesucht - auch im Ausland. Zahlreiche asiatische Antiquitäten, wie der Altartisch oder der Hochzeitsschrank, ergänzen die nachempfundene Jugendstileinrichtung ganz hervorragend. Für die ehemalige Genussraucherin, die früher auch schon mal zu Zigarre und sogar Pfeife griff, gehört ebenfalls ein Raucherrefugium mit einer exquisiten Auswahl an Zigarren dazu, wofür sie extra einen Raum reserviert hat. Nichtraucher werden dadurch aber nicht gestört. "Bisher gab es keine Probleme mit den Gästen", versichert Christiane Sundermann.

Kein Glück hatte sie dagegen bei der Suche nach einem geeigneten Koch, und so steht sie heute selbst in der Küche und bereitet das Essen in Absprache mit den Gästen zu. Darin hat sie große Erfahrung, "denn wir haben früher oft viele Gäste im Haus gehabt, die ich bekocht habe", erzählt Sundermann. Was auf den Tisch kommt, ist vielfältig und auch mal asiatisch beeinflusst. Die köstliche Steckrübensuppe mit einem Hauch Curry wurde nur noch vom exakt auf den Punkt gebratenen Zander auf Fenchelgemüse mit einer wunderbaren Prosecco-Feigensenfsoße übertroffen. Gern erfüllt sie auch außergewöhnliche Wünsche, wie zum Beispiel Gerichte aus der kubanischen und nepalesischen Küche. "So koche ich mich durch die ganze Welt und habe viel Spaß dabei", sagt sie lachend.

Eine besondere Überraschung folgt nach dem Essen, als die Hausherrin einen Kaffee anbietet. Auf einer Karte findet sich ein unglaublich großes Angebot an verschiedenen Kaffeesorten aus Süd- und Mittelamerika, Afrika und der Karibik wieder. "Ich habe mich im Kaffeeinstitut in Wien zur Kaffeesommelière ausbilden lassen", lüftet Hannelore Sundermann das Geheimnis. Daher findet auch - wenn neue Sorten auf den Markt kommen - hin und wieder eine Kaffeeverkostung statt. Dabei erfährt man auch viel Wissenswertes über die dunkle Bohne. "So biete ich in meinem Hotel etwas an, das man nicht in jeder Unterkunft findet", sagt sie nicht ohne Stolz, "und Kaffee mit unserem hausgebackenen Kuchen auf diese Art zu genießen ist wie ein Stück Erholung", ergänzt sie.

Ohne Frage hat Hannelore Sundermann hier in Feldberg am Haussee ihren Platz gefunden. Ihr gefällt vor allem der Austausch mit den Besuchern, diese wiederum schätzen die Ruhe. Deshalb sind in diesem stilvollen Refugium auch immer mal wieder bekannte Persönlichkeiten aus Kunst, Wirtschaft und Politik zu Gast.