Die Kolumne von Uwe Bahn

Wir kaufen Andenken, damit wir an was denken. An den Italienurlaub zum Beispiel. Und so nehmen wir eine Plastikgondel aus Venedig mit. Oder Asche in Acryl aus Neapel - direkt vom Vesuv ausgespuckt. Oder aus Rom Julius Cäsar als Weinflasche, gefüllt mit rotem Fusel, der einem gefühlt die Schädeldecke abtrennt. Und diese Mitbringsel stehen dann später alle auf unseren Fensterbänken und setzen ordentlich Staub an.

Was soll das? Wenn wir ein Land, eine Region, eine Stadt bereisen, dann sind wir Gäste. Und Gäste - wenn sie denn kultiviert sind - bringen immer irgendetwas mit. Gastgeschenke. Das hat Stil. Warum also nicht im Urlaub unseren Gastgebern die Ehre erweisen und ein Präsent überreichen?

Jeder Fleck auf dieser Erde hat heute eine Touristeninformation, zumindest eine Kurverwaltung. Da gehen Sie dann einfach hinein mit der verpackten Überraschung: "Ich habe Ihnen etwas mitgebracht!" Wow, die werden sich wundern. Beispielsweise, wenn Sie in Pisa sind. In keiner Stadt der Welt wird man sich mehr über eine Wasserwaage freuen als in Pisa.

Gerade praktische Dinge kommen meist sehr gut an. Wenn Sie in die USA reisen, bietet sich als Geschenk ein Besteckkasten an (nicht ins Handgepäck im Flugzeug!). In dem Land des Fastfood sind Messer und Gabel eine willkommene Abwechslung. Auch wenn viele mit diesen Hilfsmitteln zunächst nichts anfangen können. Die Früchte ernten Sie dann spätestens bei Ihrem übernächsten Amerikabesuch. Vielleicht laden Sie ihre Gastgeber sogar ein, um Ihnen stolz zu demonstrieren, wie sie das Besteck beherrschen.

An dieser Stelle eine Warnung: Bücher können nach hinten losgehen. Nicht nur wegen der Sprachbarriere. Sie können als Beleidigung empfunden werden. Ein Beispiel: England, das Land des feinen britischen Humors, wird es als Affront sehen, wenn Sie "1000 Witze von Fips Asmussen" überreichen. Ein Kochbuch hingegen wird immer noch dankend angenommen, gerade wenn darin raffinierte Rezepte wie "Spiegeleier" beschrieben werden.

Wenn Sie nach Griechenland fahren, dann bloß keinen Schnickschnack einpacken. Es zählt nur Bares. Auch wenn Sie dort nicht das WC in den Touristeninfos benutzen, legen Sie trotzdem 50 Cent auf den Tresen. Wenn das im Jahr eine Million Touristen tun, ist das ein kleiner Beitrag für die Stabilität Europas. Verzichten Sie aber bitte gerade in Griechenland gänzlich auf symbolische Geschenke wie Sparschweine oder Taschenrechner. Das finden nur Sie witzig.

Manche Länder allerdings halten es für anmaßend, wenn Sie denen ein Präsent überreichen. Nach Monaco oder Norwegen mit Geschenken zu fahren ist ungefähr so, als wenn Sie Bill Gates auf eine Currywurst mit Pommes einladen. Lassen Sie es sein. Vorsicht bitte auch mit Musik. Das kann zu einem echten Kulturschock führen. Reisen Sie nach Kairo und überreichen dem ägyptischen Staatssender die größten Hits von Dieter Bohlen, dann könnte das ägyptische Volk auf die Straße gehen und Mubarak zurückverlangen. Und Sie wären Schuld.

Zum Schluss noch ein praktischer Touristentipp in eigener Sache. Wenn Sie nach Hamburg kommen, dann bringen Sie bitte drei Bundesliga-Punkte mit. Darüber freut man sich hier sehr. Gerade, wenn Sie aus Kaiserslautern kommen.

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