Ein Page öffnet den Wagenschlag. Im Bangkok Hospital Hua Hin begrüßt mich angenehm gekühlte Luft, aus unsichtbaren Lautsprechern erklingt sphärische Musik. Vor Sitzgruppen aus weißem Korb hängen große Flachbildfernseher an den Wänden. Alles ist hell, freundlich, ermutigend. Menschen sitzen und lesen Zeitung, ein paar Kinder springen umher. Eine Computerecke lädt zur Internetnutzung ein.

Doch so viel Zeit bleibt gar nicht. Schon heißt es, am Empfang den Pass vorzulegen, den eine reizende junge Frau unter viel Lächeln kopiert. Zudem macht sie ein Foto, als erhielte ich ein Visum für die Einrichtung. Eine Schwester eilt herbei und schickt mich zum Messen und Wiegen. Dann werde ich zu einer weiteren Sitzgruppe aus mehreren breiten Sesseln geleitet.

Ein Unterschied zwischen Hotel und Hospital ist kaum wahrnehmbar. Fast ist es, als wäre ich in einem hochpreisigen Wellness-Institut gelandet, wie es sie in Thailand in so großer Zahl gibt. Unterzieht man sich schließlich nicht auch in beiden Einrichtungen "treatments", Behandlungen? Kaum sitze ich, ist die Schwester wieder da; diesmal, um mich zur Sprechstunde zu geleiten. Dr. Premridee, eine freundliche Frau in den Fünfzigern, untersucht und diagnostiziert in flüssigem Englisch. Dann interessiert sie sich für Art und Verlauf meiner Urlaubsreise.

Schließlich entlässt sie mich, ich werde weitergeschleust zur Kasse und zur Apotheke. Beide befinden sich hinter demselben weißen, blitzblanken Tresen mit der unvermeidlichen Sitzgruppe davor.

Es ist wohl kein Zufall, dass neben dem Kassenbereich auch drei Geldautomaten stehen - und auf der Theke der Hinweis, welche Krankenkasse, nein, welche Kreditkarte das Haus bevorzugt. Wer weiß, vielleicht ist dies auch ein Blick in die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens. Wieder wird viel gelächelt, während der Gegenwert von 30 Euro den Besitzer wechselt.

Im Austausch bekomme ich - neben der Konsultation - eine kleine Tüte aus dickem, recycelten Papier mit Griffen aus Bast daran. Sie sieht aus, als bewahre sie eine Duftkerze, ein Stück Seife und eine fernöstliche Spruchweisheit aus einem schicken Spa. Und irgendwie fühle ich mich auch so liebevoll umsorgt, als hätte ich gerade eine teure Thai-Massage hinter mir. Stattdessen befinden sich darin die Rechnung, der Bericht der Ärztin, Fieber- und Schmerzmittel sowie diverse Tropfen.

Und noch etwas ist im Tütchen: meine Patientenkarte des Bangkok Hospital Hua Hin. Sie gelte für immer, sagt man mir. Sollte ich jemals wieder hier vorsprechen müssen, wird der Computer sofort ausspucken, wie viele Jahre ich zähle, und wie viel ich im Sommer 2011 wog.