Roter Rock, rotes T-Shirt, rote Weste, roter Gürtel, rote Strumpfhose, rote Schuhe, roter Lippenstift - so sieht man die Stewardessen von Austrian Airlines.

Was ist rot und überholt flugmüde Passagiere so schnell wie ein Schumacher-Ferrari zu seinen besten Zeiten? Eine Stewardess von Austrian Airlines. Ihre Uniform ist wirklich mal uni: roter Rock, rotes T-Shirt, rote Weste, roter Gürtel, rote Strumpfhose, rote Schuhe, roter Lippenstift. Am Wiener Flughafen gibt es ein paar Dinge, die als abgehoben bezeichnet werden könnten: der Wanner-Flagship-Store beispielsweise, in dem Keksriegel wie Kunstwerke ausgeleuchtet werden. Oder der Preis für eine Packung Sacher-Pralinen (25 Euro). Wirklich over the top aber sind diese Outfits, auf die nicht nur Männer fliegen. Der Weihnachtsmann wäre begeistert. Genauso wie jedes SPD-Mitglied. Und auch Stoppschilder würden Austrian Airlines buchen, wären sie nicht schon am Boden im Verkehrswesen eingebunden. Apropos: Rote Unterwäsche gehört nicht zwangsläufig zum Look, wie eine nette Mitarbeiterin auf Nachfrage erklärte. Sie selbst sehe die Farbe auch gar nicht mehr, durch Kommentare anderer Airline-Kollegen wie "Da kommen die Roten" beziehungsweise "Rote Armee im Anmarsch" werde sie aber immer wieder daran erinnert.

Doch da spricht nur der Neid der grauen Mäuse, die tagtäglich in langweiligen Kostümen am Gate erscheinen müssen. Die Emirates-Stewardessen mit ihrem neckischen Schleier zum Blazer in der Farbe "Wüstensand" bilden eine kleine Ausnahme, machen aus einer Luftbrücke aber noch lange keinen Laufsteg.

Das war früher anders, als Stewardessen dem Wort Jetset ein Antlitz verliehen und heißer waren als jedes Triebwerk (beliebtester Scherz: "Coffee, tea or me?"). Bei Southwest Airlines etwa trugen die Fräuleins in den 70ern Hotpants. LTU kombinierte zur gleichen Zeit einen bis zum Bauchnabel geschlitzten blauen Rock mit weißen Lackstiefeln. Und Lufthansa kleidete seine Models in ein kanariengelbes Kostüm inklusive Cape und Hütchen, das zum Cockpit genauso wie zum Cocktail gepasst hätte. Emilio Pucci entwarf sogar einen irren Space-Helm, der die Frisuren der Damen beim Gang vom Flughafen zum Terminal schützen sollte. Gut, man konnte nichts hören, aber das Haar saß!

Der Mittelgang war ein Catwalk der Zeit; die Uniformen hatten mehr Einfluss auf die allgemeine Mode als heute Victoria Beckham oder Kate Moss. Diese Stars sind zwar nicht für Höhenflüge bekannt (zumindest keine geistigen), nutzen aber jeden Flughafen als Modenschau. In Wien jedoch würden selbst sie jetzt blass wirken, sobald eine Austrian-Airlines-Dame mit fliegenden Farben an ihnen vorbeischwebt. Ein rotes Tuch für jede Style-Konkurrentin.