Sie ist nicht gerade reich an Sehenswürdigkeiten, die Kanareninsel Fuerteventura. Trotzdem begeistert sie das ganze Jahr über Hunderttausende Touristen. Ein mildes, beständiges Klima und kilometerlange Sandstrände - das sind die Hauptattraktionen. Und noch etwas hat Fuerteventura zu bieten: reichlich Wind, der das Herz jedes Surfers höher schlagen lässt.

"Ohne Wind würde es uns nicht geben", sagt die 27-jährige Annika Ingwersen aus Neumünster. Seit viereinhalb Jahren lebt und arbeitet sie in Fuerteventuras Starkwindzone von Sotavento. Dort im Süden, gut 20 Kilometer vom belebten Tourismuszentrum Jandía entfernt, ist das Paradies der Windsurfer und Kiteboarder.

Der doppelte Düseneffekt - wenn der Wind wieder auf das Meer trifft

Die ständig aktualisierten Winddaten sind für die gelernte Reiseverkehrskauffrau das tägliche Brot geworden. Ob Anfänger, Fortgeschrittene oder gar Profis: Ohne Blick auf die Windverhältnisse geht nichts. "Wenn guter Wind vorhergesagt wird, ist der Andrang natürlich umso größer."

Angestellt ist Annika Ingwersen bei René Egli, dem nach eigenen Angaben weltweit größten Wind- und Kitesurf-Center mit jährlich rund 20 000 Gästen, das auch 2011 zusammen mit der regional zuständigen Gebietsverwaltung von Pajará die Windsurf & Kitesurf-Weltmeisterschaften austrägt (22. Juli bis 6. August). "Hier haben wir optimale - wahrscheinlich weltweit einzigartige - Bedingungen", sagt die junge Norddeutsche und erklärt: "Grund ist der Nordostpassat-Wind, der in dieser Region durch die geografischen Bedingungen zwischen zwei Bergzügen noch beschleunigt wird. Außerdem steigt die Luft, die von der Sonne aufgeheizt ist, nach oben. Unter dieser warmen Luft muss sich der etwas kühlere Passatwind hindurchzwängen und wird komprimiert. Wenn der Wind dann wieder auf das Meer trifft, wird er noch einmal beschleunigt. Wir nennen das den doppelten Düseneffekt."

Ihre Wind- und Wetterkenntnisse hat sich Annika Ingwersen durch Lektüre und Gespräche mit Experten weitgehend selbst erarbeitet. Die exakte Messung erfolgt automatisch. "Wir haben eine Windmessanlage auf dem Dach des benachbarten Hotels Gorriones installiert. Von dort gibt es eine drahtlose Funkverbindung - WLAN - in unser Büro", erläutert die sportliche "Windfrau".

Die Daten werden dann - ebenfalls automatisch - auf einen Computer übertragen und im Internet auf der Homepage www.rene-egli.com sichtbar gemacht. Unterstützt wird die Messung durch ein rotierendes Live-Bild einer Webcam. Ferner werden die Messdaten an das Portal windfinder.com übermittelt, das die 27-jährige Annika auch zu Wind-Vorhersagen nutzt.

Besonders stark bläst auf Fuerteventura der Wind im Juli und August. Maximale Geschwindigkeiten von 40 Knoten - also etwa Windstärke acht - und Böen bis 45 Knoten sind in dieser Zeit durchaus nicht ungewöhnlich. Der Windmesser wird dann besonders strapaziert. Aber auch, wenn er einmal seinen Dienst versagt, weiß sich Annika Ingwersen zu helfen: "Dafür gibt es direkt an unserer Station noch einen örtlichen Windmesser, der unseren Gästen zur Verfügung steht."

Neben ihrer Arbeit am Strand von Fuerteventura studiert die Neumünsteranerin Sport- und Tourismusmanagement. Und wenn sie nicht arbeitet - dann surft sie.