Wenn es bei ihm piept, verdrehen die Leute die Augen. Von nun an kann es dauern. Denn leider piept es bei ihm häufig, und dann geht das Gefingere los: erst der Betroffene selbst, dann der Sicherheitsschleuser - rein in die Hosentasche, raus, Brusttasche, Gesäßtasche, Hosenbein, Strumpf. Da wird vor aller Augen erst abgetastet, dann abgetakelt - so lange, bis nichts und niemand mehr Piep sagt: Uhr ab, Gürtel aus, Brille ab, das preiswerte Blechgebiss vom Zahnersatz-Discounter raus, Schuhe aus und möglichst diskret den Rest des Körpers nach verborgenen Metallteilen durchsuchen. Denn selbst ein nur mäßig geschmackvoll, aber zu groß geratenes Bauchnabel-Piercing könnte über den Wolken womöglich als Waffe verwendet und damit gefährlich werden.

Der Sicherheitsschleuser lauert stets hinter einem Metallrahmen ohne Tür neben einem Förderband an jedem Flughafen - und ist zu Recht ein bisschen gefrustet, dass es keine griffige Berufsbezeichnung und auch keine geregelte, mindestens zweijährige Lehre für sein Tun gibt. "Schleuser" klingt zwar irgendwie kleinkriminell, aber beschreibt sein Wirken an der Sicherheitsschleuse ganz ohne Böswilligkeit doch am griffigsten. Und griffig soll es dort schließlich zugehen.

Bei allem Ärger manchen Passagiers über den Sicherheitsschleuser an sich wird eines vergessen: Die meisten Menschen grapscht auch er nicht gerne an, nicht mal mit Gummihandschuhen. Um am Ende möglichst wenig zupacken zu müssen, hat er seine schwarze Pieps-Sonde, die wie ein zu kurz geratenes Kinder-Schwert aus dem Star-Wars-Regal des Spielzeugladens aussieht.

In jüngster Zeit ist der Sicherheitsschleuser übrigens fast branchenweit deutlich freundlicher geworden, sagt "Guten Tag" und wünscht besonders wohl geratenen Exemplaren kurz nach der peniblen Überprüfung eine "schöne Reise". Früher war er muffiger, lebte beizeiten eine gewisse Machtposition gerade gegenüber den Eiligen aus und spielte an beliebigen Flughäfen die verblichene innerdeutsche Grenze nach.

Vasall des Sicherheitsschleusers ist übrigens der Wannenausrichter, der für nichts anderes sorgt, als dass eine vorbereitete Plastikwanne voller Fluggast-Krimskrams möglichst gerade in ein Röntgengerät hineinfährt. Es mag an der Strahlung des Gerätes liegen, dass er ständig durstig zu sein scheint. Denn jeden in der Schlange fragt er wie ein ausgedörrter Wanderer in der Wüste: "Flüssigkeiten?" Doch wenn man ihm etwas zusteckt oder er von sich aus ganz konkret anregt, die Cola-Dose aus dem Handgepäck einbehalten zu dürfen, sagt er weder "danke", noch nimmt er einen Zug. Stattdessen schleudert er die Getränke-Spende in einen bereitstehenden Müllsack. Er könnte wenigstens seinen Sicherheitsschleuser fragen, ob der nicht einen Schluck haben wolle.