Berge, Seen und Waldkletterwege warten im Salzburger Land auf den Urlauber - der ganz nebenbei noch Pate von Glücksschweinen werden kann

Einen ordentlichen Muskelkater prophezeit Gerhard Mösenbichler seinen Gästen, während er rote und blaue Schutzhelme verteilt. Nicht, dass es im Wald wirklich gefährlich wäre, "aber damit habe ich einen besseren Überblick, wo die Gäste unterwegs sind", sagt der Outdoortrainer. Wie gut, dass er das innerliche Lachen nicht sieht - Muskelkater, wenn man in 50 Zentimetern Höhe durch den Wald turnt? Es gebe viele Menschen mit Höhenangst, die sich deshalb nicht in die Hochseilgärten wagten, sagt der durchtrainierte Herr Mösenbichler, der vorher in so einer Anlage gearbeitet hat. Nun hat er mit seinem Waldkletterweg in Faistenau im Salzburger Seenland eine neue Freizeitattraktion geschaffen. Auf dem 800-Meter-Parcours gibt es 50 Etappen, aus Holz und Seilen gebaut. "Das Ideal ist, dass man nie den Boden berührt", gibt uns der Trainer mit auf den Weg.

Schnell stellt sich heraus, dass wir vom Ideal weit entfernt sind und der Waldkletterweg mit herkömmlichen Trimm-dich-Pfaden gar nichts gemeinsam hat. Die ersten Schweißperlen kullern über die Stirn, obwohl es nur mäßig warm ist, weil der Mischwald uns mit seinen Blättern vor der direkten Sonne schützt. Für einige Muskelpartien, von denen man bisher gar nicht wusste, dass man sie hat, gibt es dagegen offenbar keinen Schutz. Mal braucht es nur Geschicklichkeit, mal richtig Kraft, um sich von einer Plattform zur nächsten zu hangeln. Und während wir den Parcours mit Mühe einmal schaffen, absolvieren ihn die Kinder ein zweites Mal. "Das ist immer so", sagt Mösenbichler, der im Winter eine Skischule betreibt, lächelnd. "In Sachen Gleichgewicht, Konzentration und Koordination sind die Kinder ihren Eltern fast immer überlegen."

Die meisten Gäste, die in die Region Salzburger Seenland/Salzburger Salzkammergut kommen, sind wegen der wunderschönen Natur hier. Berge, Almwiesen und Seen ergeben eine Sinfonie der Farben. Den besten Überblick hat man von oben. Den schönsten und entspanntesten Weg hinauf hat man mit der Zwölferkogelbahn auf das Zwölferhorn. Mit roten und gelben Gondeln geht es 1000 Meter in die Höhe. Die Bahn, die seit 1957 in Betrieb ist, trägt inzwischen das Prädikat "Nostalgie-Seilbahn", weil sie so ganz anders aussieht als die Hightech-Seilbahnen, die in den meisten Skigebieten inzwischen üblich sind, richtig altmodisch eben. Für eine lange Wanderung über die Almen pfeift uns der Wind ein wenig zu kräftig, aber trotzdem wollen wir kurz die Bergspitze stürmen. Zugegeben, ein billiger Gipfelsieg, denn von der Endstation der Gondel sind wir in wenigen Minuten oben am Gipfelkreuz.

Der Ausblick ist grandios. Der Hohe Dachstein versteckt seine Krone zwar gerade hinter den Wolken, aber dafür liegt uns der Wolfgangsee zu Füßen. Je nach Tageszeit schimmert er türkis oder grasgrün, manchmal fast metallisch grau. Die Seen hier zeigen viele Gesichter. "Aber sauber sind sie immer", sagt Brigitte Winkler vom Tourismusbüro in St. Gilgen und deutet auf eine Untiefe des Wolfgangsees, die türkis schimmert. "Da ist Hannelore Kohl immer schwimmen gegangen", sagt sie. Seit dem Tod seiner Frau kommt auch Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl nicht mehr an den Wolfgangsee, aber dafür bevölkern andere Prominente in den Sommermonaten die Region. Wem es während der Salzburger Festspiele in Salzburg zu voll und zu laut ist, nimmt gern hier Quartier.

Berühmte Namen gab es hier auch schon vor Jahrhunderten. Nannerl, die Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart, lebte 17 Jahre lang in St. Gilgen. Im Gasthof zur Post feierte 1784 die Hochzeitsgesellschaft mit einem fulminanten Mahl - so ist es überliefert. Norbert Leitner hat viel Geld in die Sanierung des historischen Gasthauses gesteckt. "So wie es hier steht, stand das Haus schon 1600", sagt Leitner stolz. An der Vorderseite ziert ein zwölf Meter langes Gemälde von 1618 die Hauswand. Der Keller, der früher der eigentliche Eingang war, stammt sogar von 1330. Hier ins Kellergewölbe lädt der Hausherr heute seine Gäste gern zu Weinverkostungen ein. Die teuerste Flasche, ein Kaliber mit 15 Litern Bordeaux macht Eindruck, doch für die etwa 2000 Euro teuere Flasche bräuchte es schon eine etwas größere Runde. Zum Mittagessen, Rindfleischsülze und Fleischpflanzerl mit Petersilienkartoffeln, mundet auf der Terrasse vor dem Haus auch der Grüne Veltliner vorzüglich.

Die hervorragende bodenständige Küche wissen die Gäste zu schätzen. Die Region, zu der 30 Orte gehören, darunter jene am Wolfgangsee, Fuschlsee, Wallersee und Trumer See, ist ein beliebtes Reiseziel für Genießer. Auf der Via Culinaria, sieben Wegen im Salzburger Land können die Besucher auf den Spuren des guten Geschmacks wandeln. Und vom Essen verstehen die Österreicher bekanntlich eine Menge. Der Feinkostladen "SalzburgerLand" bietet eine Fülle an Spezialitäten. Und so gibt es Genusswege für Feinschmecker, für Naschkatzen, für Fisch- und Käseliebhaber, für Bier- und Schnapsbegeisterte und für die sogenannten Hüttenhocker, die beim Wandern auf anspruchsvollen Hüttenzauber mit regionalen Schmankerln nicht verzichten wollen. Beim sogenannten Bauernherbst zeigen die Orte, dass Brauchtum hier noch gelebt wird und nicht nur Tourismusfolklore ist. Und nebenbei lässt sich damit die Saison verlängern.

Knapp 400 000 Übernachtungen zählt die Region, ein Drittel davon im Winter, zwei Drittel im Sommer. Im Winter kommen vor allem Familien zum Skifahren zur Skischaukel Gaissau-Hintersee, zudem werden über 140 Kilometer Langlaufloipen gespurt.

Aber der letzte Schnee ist längst geschmolzen. Wer sich im Sommer nicht mit den Kühen auf den Almen zufriedengeben will, kommt an Gut Aiderbichl, einem Gnadenhof für Nutztiere, nicht vorbei. Wer bei Gnadenhof an ausgemergelte Klepper denkt, liegt verkehrt. Auf Gut Aiderbichl ist nichts ärmlich oder erbärmlich. Gutsgründer Michael Aufhauser hatte den Bauernhof gekauft und ausgebaut, weil immer mehr Tiere aufgenommen wurden. "Die Philosophie ist, egal wie jung oder alt ein Tier ist und welches Handicap es hat, hier kann es ein Zuhause finden, wenn es gern in Gruppen lebt", sagt die Guts-Mitarbeiterin Marion Griefahn, die interessierte Besucher auf dem Hof herumführt. Viele Tiere laufen auf dem großen Gelände frei herum und sehen den Gästen, die an Biergartengarnituren Mittag essen, auch schon mal neugierig auf den Teller.

"Ich gebe dem kein Futter", sagt mein Sohn und geht einem Esel schnurstracks aus dem Weg. Er erinnert sich noch immer sehr genau an seine schmerzhafte Begegnung mit einem Esel im Frankreichurlaub, der ihn mächtig in die Hand gebissen hatte, als er ihm arglos Gras hingehalten hatte. Doch auf Gut Aiderbichl holen sich viele Tiere ihr Futter ohnehin selbst: Am sogenannten Tierbüfett rupfen sie Heu aus dem Ballen. Drei Tonnen Stroh und zwei Tonnen Heu werden hier jeden Tag verbraucht. Viele Tiere haben prominente Paten, denn das Gut finanziert sich einerseits mit Eintrittsgeldern, andererseits mit Patenschaften. Garfield, ein schottisches Hochlandrind, hat mit Thomas Gottschalk den wohl prominentesten Paten. "Garfield ist 28 Jahre alt und war früher mit einem Wanderzirkus unterwegs. Er sollte immer tanzen", erzählt Marion Griefahn. Das passt irgendwie zu Gottschalk. Im Schweinepalast nebenan wohnen viele ehemalige Glücksschweine. "Das gibt es immer wieder, dass zu Silvester Schweine verschenkt werden", sagt Griefahn. Doch weil die Tiere immer größer werden, landeten etliche dann doch auf Gut Aiderbichl.

Für eine weitere Unternehmung sind die Kinder an diesem Tag nicht mehr zu begeistern, aber bei der Aussicht auf eine Fahrt mit einer Zille werden sie hellhörig. Vor 15 Jahren ließ Herbert Ebner, Chef des Wellnesshotels Ebner's Waldhof in Fuschl, sein elektrisch betriebenes Holzboot, die "Fuschlerin", zu Wasser. Sie bringt die Hausgäste und auch andere Urlauber auf die andere Seeseite zur Schlossfischerei, wo sie frisch geräucherten Saibling essen können. Gut für alle, die die Seeumrundung um den Fuschlsee abkürzen wollen. Paddel- und Ruderboote könnte man natürlich auch mieten, aber man sollte es auch nicht übertreiben mit den Frischluftaktivitäten. Muskelkater habe ich schließlich schon. Als hätte ich etwas geahnt, habe ich schon vor der Anreise im Waldhof Massagen gebucht. Und während ich vor dem geistigen Auge noch einmal von Plattform zu Plattform balanciere und auch mal runterplumpse, fallen mir die Augen zu. Die Bergluft fordert ihren Tribut.

Video: Die Urlaubsregion Fuschlsee im Sommer