Wer sich zwischen den 11.127 Ausstellern einfach treiben lässt, der ist verloren. Besonders internationale Gäste können in der Informationsflut untergehen.

In zehn Tagen beginnt in Berlin die ITB, die größte Reisemesse der Welt. ITB ist nicht die Abkürzung für "Ich trage Blastiktüten", sondern für "Internationale Tourismus-Börse". Wer sich zwischen den 11.127 Ausstellern einfach treiben lässt, der ist verloren. Der landet am Stand von Aschaffenburg, obwohl er nach Aruba wollte. Besonders internationale Gäste können in der Informationsflut untergehen. So mancher Amerikaner irrt verzweifelt über die ITB. Zu seiner Info: Die DDR hat bereits seit 1989 keinen eigenen Messe-Auftritt mehr.

Ich gehe systematisch vor, habe stets einen genauen Plan. Und ich weihe Sie hiermit in meine Reise-Rallye auf der ITB ein: Gleich am ersten Messetag habe ich um 10 Uhr einen Termin bei der Deutschen Bahn in Halle 12. Ich werde dort aber erst eine Stunde später eintreffen. Damit die mal erleben, wie das ist. Danach besuche ich ein paar Autovermieter in Halle 9. Wir haben nämlich bald Klassentreffen. Und da muss ich wissen, was ein Lamborghini fürs Wochenende kostet.

In Halle 2 gehe ich ganz kurz zu den Griechen, frage nach, ob es ihnen besser geht. Und als Kontrast nach Norwegen in Halle 18. Vielleicht geben sie mir ja ein kleines Bier aus. Da hätte ich 14 Euro gespart. Pflichtstation ist natürlich die Volksrepublik China in Halle 26. Leider ist dort der Internetempfang nicht immer optimal. Äußerst spannend und ein sozialer Brennpunkt ist die Halle 8. Es ist die Heimat von Nordrhein-Westfalen. Mit ein bisschen Glück kommt es schon nach wenigen Minuten zu Handgreiflichkeiten zwischen Köln und Düsseldorf.

Deutlich ruhiger ist es am Stand von Bodenseetourismus in Halle 6.2 b. Ich werde mir ein Prospekt der Insel Mainau holen. Schließlich will man ja auch wissen, wohin man in 30 Jahren in den Urlaub fährt. Als Fußballfan gehe ich natürlich auch an den Bremer Stand in Halle 6.2. Und ich werde mal ganz vorsichtig nachfragen: Gibt es bereits eine Städtepartnerschaft mit Cottbus, Fürth oder Paderborn?

Als erfahrener ITB-Besucher weiß ich: Messeluft macht müde. Abhilfe schafft ein Gang in Halle 3.1 nach Jamaika. Dort dreimal kräftig durchatmen, dann bin ich für den Rest des Tages wieder gut drauf. Für einen Wassermann ein absolutes Muss ist die jährliche Präsentation der neuen Kreuzfahrtstudie. Da holen sich die Reedereien wieder blaue Flecken. Vom Schenkelklopfen über das zweistellige Wachstum. Wenn das so weitergeht, dann wird bald selbst ein Tretbootverleih zum Millionengeschäft.

Aber auch die Abendveranstaltungen gilt es gut zu planen. Auf die TUI-Party freue ich mich sehr. Sollte ich zu ihm vordringen, werde ich TUI-Boss Michael Frenzel persönlich zur 75-jährigen Dienstzugehörigkeit gratulieren. Die Hälfte hat er geschafft! Danach stelle ich mich ans Buffet und warte auf andere Reisejournalisten.

Herrje, die ITB wird wirklich anstrengend. Vielleicht sollte ich alles doch ganz anders planen: Ich bleibe die ganze Zeit in Hamburg (Halle 6). Das ist sowieso der schönste Stand, da kenne ich die meisten Leute, da bin ich zu Hause.