Eine Glosse von Dagmar Gehm

Die "Reisen Hamburg" ist - wie jedes Jahr - für mich ein absoluter Pflichttermin! Allerdings ein sehr schöner. Schon der Anblick der vielen bunten Broschüren und Plakate versetzt mich gedanklich schnell an exotische Strände, auf weiße Berggipfel und an blaue Meere, in quirlige Metropolen und artenreiche Regenwälder. Die Welt als Mikrokosmos, konzentriert in sieben Hallen.

Wozu also ausgerechnet in diesen Tagen in den Urlaub fahren, wenn ich hier die außergewöhnlichsten Reisen und Abenteuer in meiner Vorstellung, auf Parcours und Bildschirmen erleben kann? Den Adrenalinkick, den man zum Beispiel bei einer steilen Skiabfahrt bekommt, hole ich mir auf dem Wii-Board. Im Globetrotter Abenteuer-Camp übe ich mich im Axtwerfen und trainiere meine Balance im Hochseilgarten. Und auf dem Surfsimulator "Citywave" übe ich schon mal die nächsten "Moves" für den kommenden Sommer.

Doch ich bin nicht die Einzige. In den Hallen unterm Fernsehturm begegnen mir auf Schritt und Tritt ehemalige Weggefährten. Auch wenn die Palette freudigen Erinnerns peinliche Momente wie "Mein Gott, hat uns Montezumas Rache damals in Mexiko erwischt!" über "Weißt du noch, als der gesamte Reisebus nach Finnland auf der Erde herumkroch, um deinen Kamerachip zu suchen?" bis zur Frage "Hast du deine Höhenangst inzwischen überwunden?" beinhaltet. Geäußert von einem Kollegen, der bereits vor Jahren grinsend meine Panikattacke beim Bungee-Jumping in Neuseeland kommentiert hatte. Gesprungen bin dann zwar nur ich, dafür war er als angeblich erfahrener Reisender mit Ratschlägen und Expertentipps stets gern zur Stelle.

Wer die Hallen der Messe durchstreift, durchwandert komprimiert nicht nur die gesamte geografische Landkarte, sondern in kürzester Zeit auch die kulinarische. Das bayerische Weißwurstfrühstück am Morgen kommt mir als Muntermacher dabei sehr gelegen. Dazu steht das klebrig-süße Naschwerk am Tunesienstand zwar im absoluten Gegensatz, wird jedoch durch einen Ouzo bei den Griechen wieder neutralisiert. Höllisch Scharfes beim Stehempfang an einem Asienstand spüle ich mit einem knallgrünen Getränk bei einem Anbieter afrikanischer Wüstensafaris herunter. Die Proteinzufuhr sichere ich mir durch ein Stück Tortilla bei den Spaniern. Und am Karibikstand werden eiskalte Cocktails in locker-flockiger Urlaubsstimmung kredenzt. Einen heißen Flirt mit dem knackigen Barkeeper gibt es obendrauf.

Doch auch diese Messe wird wieder zu Ende gehen. Mit vielen gesammelten Eindrücken heißt es dann: tonnenweise Kataloge wälzen, Reisen planen, Gedanken in die Realität umsetzen - und sich dabei schon jetzt auf die nächste "Reisen Hamburg" freuen.