Die Kolumne von Uwe Bahn

Ich habe gerade Jubiläum gefeiert. Hoch über den Wolken. In einem Airbus von Air Berlin. Darauf sollten Sie mit mir anstoßen. Ich habe zum 150. Mal denselben Film gesehen: "Mister Bean beim Friseur". Das ist der Klassiker im Bord-Entertainment. Seit der Gründung der Airline 1978 läuft der Film auf jedem Flug mindestens einmal. Ob von Hamburg nach Sharm el Sheik, ob von Hannover nach Alicante. "Mister Bean beim Friseur" ist immer dabei. Sie wissen schon: der Sketch, in dem der Komiker einem Jungen mit Kurzhaarschneider einen kahlen Streifen durch den Schopf rasiert. "Gleich setzt er ihm die Baseballkappe auf", erzählt mein Sitznachbar. Ach was. Auf den ersten zehn Flügen habe ich mich auch noch beölt.

Nachdem Air Berlin die Live-Performance der Stewardessen eingestellt hat, ist als Bordunterhaltung nur Mister Bean übrig geblieben. Was war das schön, wenn die Air-Berlin-Amazonen das Herabfallen der Sauerstoffmasken demonstrierten. Und man die Damen bei der Anschnalldemo mit obszönen Gesten aus der Fassung bringen konnte. Wenn sie dann synchron auf die Notausgänge zeigten und auf die Leuchtstreifen im Boden. Heute hat ein Video die Safety-Show ersetzt. Und danach kommt dann wieder - Sie ahnen es - Mister Bean.

Und dann die Durchsagen - gähn! "Bitte schalten Sie jetzt alle elektronischen Geräte aus!" Das heißt iPhone, iPod, iPad, iFlop, iPlopp, iStopp. Und nicht elektronische Geräte. Bei den Abu-Dhabi-Fliegern von Etihad sind in den Rücklehnen des Vordermannes Touchscreens eingebaut. Da kommt dann mal eben eine Anfrage: "Der Araber vom Platz 17 A möchte mit Ihnen eine Runde Backgammon spielen." Geht nicht, weil Sie schon mit der Französin von 7 D "Schiffe versenken". Das ist Unterhaltung und nicht zum 150. Mal Mister Bean. Die Reisenden bei Air Berlin müssen schon selbst für Zerstreuung sorgen. So wie der hackenstramme Passagier letzten Sonntag auf dem Rückflug von Palma. Der brauchte drei Sitze - so breit war er. Schließlich wurde er aus dem Flieger geschafft, dazu eine halbe Stunde sein Gepäck gesucht. Da sieht man: Es geht doch. So etwas gab es zu Hochzeiten von Ballermann 6 praktisch auf jedem Mallorca-Flug. Deutsche Kegelklubs mit T-Shirts und der Aufschrift "Der Klügere kippt nach!" Stewardessen wurden schon in der 6-Uhr-Maschine nach Palma mit "Schwester" angesprochen. Bereits vor der Essenausgabe waren die Bestände an Gin Tonic vernichtet. Heute ist der Tomatensaft "Cocktail of the Day".

Auch das Essen, einst eine Zeromonie, ist verkommen zu einem labbrigen Sandwich und der trostlosen Frage: "Käse oder Pute?" Auch die Kapitäne sind nur noch introvertiert, melden sich heute fünf Minuten vor der Landung: "Wir haben soeben Hamburg auf der Startbahn drei verlassen!" Soeben? Das war vor gut zwei Stunden. Die Passagiere quittieren diese Zurückhaltung: In kaum einem Flugzeug gibt es heute noch tosenden Applaus, weil der Kapitän die Landebahn getroffen hat. Vielleicht lassen sie einfach Mister Bean mal fliegen. Wenn der gerade nicht beim Friseur ist.