Nach dem Bürgerkrieg sollen wieder Touristen an die Ostküste Sri Lankas kommen - davon sind nicht alle begeistert

Die einzigen, die der Krieg nicht schreckte, waren die Surfer. Sie kamen immer hierher nach Arugam Bay an die Südostküste Sri Lankas. Surfer wie Jason, Mitte 20, ausgebleichte Dreadlocks und Vollbart, tätowierte Brust. Der Australier muss nicht lange überlegen, was sich seit Ende des Bürgerkriegs geändert hat in der Halbmondbucht: "Es kommen jetzt viel mehr Mädchen hierher", sagt er, aber er lächelt kein bisschen. Ihnen sollen viele weitere Touristen folgen. Es ist viel Geld im Spiel, das macht Jason und anderen Angst.

Nach fast 40 Jahren ist der Bürgerkrieg im Mai 2009 zu Ende gegangen. Nun erwachen die Palmenstrände von Arugam Bay im Süden bis Nilaveli im Norden aus dem touristischen Dornröschenschlaf. Noch ist Arugam Bay ein Idyll für Rucksackreisende. Am einen Ende der Bucht paddeln Surfer um die nächste Welle, am anderen Ende grasen Büffel. Doch es herrscht Goldgräberstimmung. "Viele Leute wollen ihren Fuß in die Tür dieser Goldmine bekommen", sagt Merete Scheller, die mit ihrem Mann vor 28 Jahren ein Stück Land kaufte und ein Hotel baute. Mohamed Raheem hat Angst, dass Fehler anderer einstiger Paradiese wiederholt werden. "Sie haben uns Pläne für Hotelblöcke aus Beton gezeigt, aber das gibt es an anderen Orten schon", sagt der Präsident der Arugam Bay Tourist Association.

Eine Ahnung von den Plänen vermittelt der "Eastern Province Development Action Plan", den das Tourismusministerium ausgegeben hat. Größere Hotels, neue Flughäfen und bessere Straßen sollen den Tourismus ankurbeln. Ein Großprojekt ist Passekudah, sechs Stunden rumplige Busfahrt nördlich von Arugam Bay. Ein Schild listet die Attraktionen des "National Holiday Resort" auf, das hier aus der sumpfigen Erde wachsen soll: Sternehotels, Restaurants, Aquarium, Shopping Bazar, Sportkomplex, Open Air Theater. In eineinhalb Jahren soll alles fertig sein, sagt der Verkäufer in seinem Limonadenladen hinter dem Strand. In 14 Hotels sollen dann 1500 Touristen auf internationalem Niveau schlafen. Bisher planschen fast nur einheimische Touristen im seichten Wasser. Die Bucht fällt flach ins Meer ab, ideal für Gäste aus Colombo oder Kandy, von denen viele nicht schwimmen können. Vahid ist mit seiner Familie schon mehrmals hierher gefahren, seit der Krieg vorbei ist. Sie kommen nur für das Wochenende. "Aus Kandy sind es nur sieben Stunden", sagt er - nach den auf Sri Lanka geltenden Maßstäben ein Katzensprung. Sie kommen, um endlich den Osten ihres Landes zu sehen, in den sie sich mehr als 30 Jahre nicht trauten.

Fehlende Gastfreundschaft ist sicher nicht der Grund, dass bisher noch nicht so viele Touristen wie erhofft an die Strände von Passekudah und Kalkudah kommen, wie Shiva Satkunam beklagt. Das Angebot sei noch nicht gut genug, es fehlten grundlegende Dinge wie Elektrizität und Wasserversorgung, sagt der Manager auf der Terrasse seines Hotelbungalows. "Die Leute erwarten gute Straßen, bequeme Busse und Hotels, einen Standard wie zu Hause."

Im "Simla Inn" nicht weit entfernt wird gewerkelt. "Meine Tochter baut sechs neue Zimmer", sagt die 67-jährige Miss Victoria. Seit 32 Jahren hat die methodistische Tamilin ein kleines Hotel, sie machte es als einzige nicht dicht, nachdem die Rebellen 1990 die Polizeistation angriffen. Und als der Tsunami ihr 2004 das Haus und den Ehemann nahm, fing sie mit zwei Gästezimmern wieder von vorn an. Die neue Konkurrenz kann Miss Victoria nicht schrecken. "In diese Hotels werden nur reiche Leute gehen, zu mir kommen normale Leute", sagt sie. "Die haben Marmor und feine Butler, aber ihr Essen ist nicht gut." Und gutes Essen ist ihr wichtig. Sie führt den Gast zu ihrem Gemüsegärtchen. "Hier pflanze ich Auberginen, Linsen und Süßkartoffeln." Daraus kocht sie ihr Curry, für das die Einträge im Gästebuch sie preisen.

Ganz scheint auch die Armee dem Frieden noch nicht zu trauen. Je weiter man nach Norden fährt, in Richtung der Tamilenhochburgen, desto sichtbarer ist sie. Selbst auf dem unbewohnten Pigeon Island wachen Soldaten, daneben tratschen Frauen in prächtigen Saris. Im Pendelverkehr bringen Boote die einheimischen Ausflügler auf die Insel. Schon nach wenigen Flossenschlägen sind die Schnorchler mitten in den Korallengärten. Wer tiefer gehen will, findet an den Stränden erste Tauchschulen. "Sri Lanka ist noch nicht für Tauchurlaube bekannt", gibt Tauchlehrer Jayantha zu. Aber die Kunden werden kommen, da ist er sicher. Wegen der Unterwasserwelt und der feinsandigen Strände, die ein sanftes Meer umspült. Baden wie im Pool, nur viel schöner.