Wenn sich im Winter auf den Alpen-Pisten die Massen drängeln, ist es am berühmten Wörthersee besonders ruhig

Die jungen Schwäne schwimmen neugierig auf mich zu. Es ist ihr erster Winter, in dunklen Flecken zeigt sich noch ihr Jugendkleid. So still kennen sie den See nicht, im Sommer ist es hier brechend voll. Tausende Sommerfrischler flanieren am Ufer, fahren Banana-Boot oder planschen mit den Kindern in der "größten Badewanne Österreichs". Jetzt aber ist es still am Wörthersee. Ich bin der einzige Mensch weit und breit. Nichts ist zu hören außer dem Schnee, der unter meinen Füßen knirscht, und dem leisen Plätschern der Schwäne. Die Wintersonne lässt die verschneiten Bäume glitzern. Das Wasser hat einen eisblauen Glanz.

"Es ist die Ruhe, die über dem See liegt, die ich am Winter mag", sagt Karolina Erlacher, die in Velden am Wörthersee geboren und aufgewachsen ist. Heute arbeitet sie im Luxushotel Schloss Velden, bekannt aus der Fernsehserie "Ein Schloss am Wörthersee". Genau diese Ruhe sei es, die Gäste im Winter hier suchen und finden. Während sich andere auf den Pisten drängeln, in überfüllten Hütten Après-Ski-Schlager grölen und dann im Hotel weiter feiern, herrscht in Velden stiller Winterzauber. Karolina Erlacher kennt die Bedürfnisse der Touristen wie kaum eine andere. Als "Personal Assistant" ist es ihre Aufgabe, den verwöhnten Gästen des Luxushotels jederzeit jeden Wunsch zu erfüllen, und sei er noch so skurril. "Von der Badehose für den Junior bis zum Helikopter-Transfer nach Venedig war schon alles dabei", erzählt die 45-Jährige. "Einmal habe ich ein halal-konformes Grillfest für 50 arabische Gäste am Wörthersee organisiert. Ein andermal wurde ein wissenschaftlich ausgebildeter Ornithologe für zwei Kinder gewünscht."

Wie kommt man zu diesem Beruf, der dem eines Butlers ähnelt? Eine spezielle Ausbildung dafür hat die frühere Lehrerin und Flugbegleiterin nicht. "Es war wohl meine Bereitschaft, mich um die Gäste kümmern zu wollen, die mich für den Job prädestiniert hat", sagt sie. Mit ihrem Lebensgefährten wohnt sie ganz in der Nähe von Velden.

In dieser Jahreszeit hat man den 3500 Quadratmeter großen Spa-Bereich des Schlosshotels fast für sich allein. Der Innenpool mit Panorama-Blick auf den winterlichen Wörthersee ist groß genug zum Bahnen schwimmen, danach kann man im Hotpool im 38 Grad warmen Wasser entspannen und die Saunen nutzen. Für Frauen gibt es einen separaten Wellnessbereich. Auch die gemütliche Bibliothek des Schlosses kommt in der kalten Jahreszeit erst richtig zur Geltung. Bei Sekt, Kaffee, Tee und Knabbereien - alles kostenfrei - kann man in weichen Sesseln in Büchern und Magazinen schmökern oder im Internet surfen. Außersaisonale Winterangebote machen den Aufenthalt im Schloss, dessen historischer Teil 1603 gebaut wurde, erschwinglich. Zur Badesaison im Sommer kommt dann die Prominenz. Darunter der frühere Besitzer Gunter Sachs, der immer noch ein Appartement im Schloss besitzt. Von Marika Rökk bis zu Seal (alias Herr Klum) reicht die illustre Liste der Gäste, die das "Schloss am Wörthersee" bereits beehrt haben. Auch im Winter gibt es viele Freizeitmöglichkeiten. Zum Beispiel ein Ausflug nach Salzburg oder nach Klagenfurt, das mit seinen Marmor-Innenhöfen richtig italienisch anmutet. "Udine, Venedig oder Laibach sind beliebte Ausflugsziele", sagt Karolina Erlacher. Italien und Slowenien sind nah. Auch Skifahren ist möglich. Langlaufloipen gibt es überall, einen schönen Seeblick hat man von der sechs Kilometer langen Strecke Velden-Köstenberg. "Veldens zentrale Lage bietet die Möglichkeit, mehrere Skigebiete kennenzulernen", sagt die Expertin Erlacher. "Nach 45 Minuten Autofahrt erreicht man die Weltcup-Skiorte Bad Klein Kirchheim, Tarvisio und Kranjska Gora. In unmittelbarer Nähe sind die Skigebiete Gerlitzen, Verditz und Dreiländereck." Ihr besonderer Tipp: "Tourenskilauf in den Karawanken und am Naturberg Dobratsch, auf dem alle Liftanlagen abgebaut wurden."

Besonders schön ist Velden zur Adventszeit. Der Weihnachtsmarkt ist über den Ort verteilt. Bis ans Ufer reichen die Buden, der Duft von Punsch und Weihrauch passt zur fast kitschigen Beleuchtung des Schlosses und dem riesigen Adventskranz, der in der Mitte des Sees schwebt. Interessant sind auch die alten Kärntner Brauchtümer. Im Ort Malta, eine Stunde von Velden entfernt, werden am 26. Dezember alle Pferde gesegnet. Dann reitet man dreimal um die Kirche. Beim Kirchleintragen am 1. Februar in Bad Eisenkappel setzten die Kinder beleuchtete Holzkirchen auf die Vellach, um den Fluss zu besänftigen. Anfang März tobt dann am "damischen Dienstag" der Fasching.

Wir besuchen eine Lesung direkt in Velden, ein Teil der Reihe "Kultur im Schloss": "Ist das Liebe", ein Dialogstück aus Briefen des Ehepaares Tolstoj, vorgetragen vom Salzburger "Jedermann"-Star Peter Simonischek und Brigitte Karner. Der Ballsaal ist voll, halb Velden scheint hier zu sein.

Am nächsten Morgen mache ich einen langen Spaziergang am winterlichen Wörthersee. Eine Empfehlung meiner Persönlichen Assistentin. Herrschaftliche Villen überblicken schneebedeckt das Wasser. Es ist still. Nur die Schwäne sind meine Begleiter.

Quelle: www.kaernten.at