Eine Rückschau von Franz Lerchenmüller

Diese Meldung zu Beginn der Woche brachte es nicht bis in die deutschen Hauptnachrichten, dafür aber weckte sie bei mir ein paar Erinnerungen: "Ein Vulkan hat erneut den Flugverkehr in Indonesien behindert. Wegen Aschewolken über dem Mount Bromo wurde der Flughafen von Malang im Osten der Insel Java geschlossen. Die Aschesäulen reichten mindestens 700 Meter in die Höhe."

Es war kühl, an diesem frühen Morgen vor zwei Jahren am Mount Bromo. Die Jackenverleiher standen schon Spalier. Halil, klein, stämmig, eine jüngere Ausgabe von Charles Bronson, hatte sich den Deutschen ausgesucht. Aber eineinhalb Euro Leihgebühr für ein Jäckchen, das im Einkauf gerade mal fünf kostet - sag mal, Halil, eine bessere Profitrate findet sich im ganzen Inselreich nicht?

Halil hält Schritt, gestikuliert, nimmt gleichzeitig Maß am Kunden. Und lässt ein ganzes Bündel von Erklärungen auf ihn los: Die Jacken zu waschen koste schließlich Arbeit. Die Konkurrenz unter den Verleihern sei so groß, dass immer nur jeder zweite oder dritte zum Zug käme. Bald beginne wieder die Regenzeit, dann blieben die Touristen ganz aus. Und außerdem wisse man auch nie, mit diesem Vulkan, wie lange das Geschäft überhaupt ...

Halil war überzeugend. Die Kälte biss. Und die Jacke roch nur wenig.

Wie gerade modelliert stiegen die Kegel der Vulkane aus dem zehn Kilometer breiten Tengger-Kessel empor: Batok mit seinen grünen Rippen neben dem fahlen Bromo, dahinter Semeru, mit 3670 Metern der höchste Berg Javas, der in längeren Abständen eine Wolke auspaffte, die sich aufballte wie ein Pilz.

Durch schwarzen Sand führte der Weg zum Bromo, und dann noch mal 250 Stufen hoch zum Kraterrand. Es stank nach Schwefel, graue Dampfschwaden jagten in der Tiefe, rissen manchmal auf und gaben für Sekunden den Blick frei auf weißgelb verkrustete Felsen und einen zerklüfteten Abgrund.

Junge Männer verkauften Sträuße aus Malaiischem Edelweiß, das an Schleierkraut erinnert. 50 000 Rupias, etwa vier Euro kostete es, ein Bündel in den Schlund zu schleudern, um die Götter tief unten milde zu stimmen. Die Jugendlichen kamen aus dem nächsten Dorf.

Manchmal, gestand Gunung augenzwinkernd, könne man so einen Strauß noch mal verwenden, wenn er auf dem steilen Abhang hängen geblieben sei. Aber der hier sei absolut frisch, selbst gepflückt gestern Nachmittag, und Respekt - Respekt schulde dem Vulkan schließlich jeder, ob Javaner oder Ausländer.

Halil, Gunung, eine 700 Meter hohe Aschesäule - manchmal holt die Welt den Reisenden wieder ein. Selbst noch zu Hause und viel später.