Eine Glosse von Bernd Schiller

Reisebroschüren, vor allem solche aus exotischen Ländern, zeigen gern, was Einheimischen wichtig ist. Und das entspricht nicht immer den Erwartungen der Gäste. Nur selten reißen Tipps wie "Ein Tag im Museum" den potenziellen Abenteurer vom Sessel hin zum "mannigfaltigsten Bestimmungsort", in diesem Fall Indonesien, größtes und spannendstes Inselreich der Welt. Herzlich gut gemeint sind alle Anregungen in einer deutschsprachigen Willkommensbroschüre - und von frappierender Ehrlichkeit. So bieten dort unten am Äquator Spas, also Wellness-Zentren, "eine hervorragende Behandlung ... abseits von Hitze, Luftverschmutzung, Verkehr und Menschenmassen". Es locken "mehrstöckige Einkaufszentren ... und auf der anderen Seite der Straße bunte Märkte, wo ... dekorative Vögel und Fische verkauft werden". Und noch ein toller Tipp: "Genießen Sie das Essen, von japanischer ... bis hin zu brutzelnder brasilianischer Küche". Aber auch in Indonesien geht der Trend zu regionaler Kost: "Wenn Sie einen abenteuerlustigen Gaumen und einen stählernen Magen haben, hat Jakarta eine einzigartige Tradition zu bieten ... in semi-permanenten Essenssständen, die unter der Bezeichnung ,Kaki tima' bekannt sind." Das bedeutet "fünf Füße und bezieht sich auf die beiden Füße des Verkäufers, des Rads und die beiden Füße des Karrens". Das kommt schon eher der Exotik nahe, die wir im fernen Asien suchen. Also los, zum Beispiel auf die Molukken, wo "Bambu Gila, der verrückte Bambus" wartet: "Circa sieben kräftige Männer tragen einen 2,5 Meter langen Bambusmast, während ein weiterer daneben steht und Mantras ... murmelt. Er bläst Rauch aus einer Kokosnussschale in das Ende des Bambusmasts. Und plötzlich bewegt sich der Bambus wild von selbst, schleudert seine Träger in alle Richtungen, während sie versuchen, sich daran festzuhalten."

Wenn das den wahren Globetrotter noch nicht auf Trab bringt, dann vielleicht diese, die letzte und womöglich wichtigste Empfehlung: "Flüchten Sie sich in Fantasie."