Der gute Riesling zieht jährlich drei Millionen Touristen in die Drosselgasse in Rüdesheim

Sie ist nur drei Meter breit, gerade mal 144 Meter lang und doch ein touristischer Superlativ: die Rüdesheimer Drosselgasse. Jährlich drei Millionen Touristen schieben sich durchs Fachwerkidyll, machen die acht Weinstuben und sieben Souvenirshops zu stets einsturzgefährdeten Goldgruben und nach dem Kölner Dom zur zweitbeliebtesten Sehenswürdigkeit in Deutschland. Dabei hat die Drosselgasse eigentlich nichts, was es andernorts nicht auch gäbe. Ein bisschen Fachwerk, etwas Rheinromantik, ein paar Butzenscheiben. Doch die Stimmung, die ist einfach einmalig. Sie reißt jeden mit - und sie haut viele um.

Im Garten des Lindenwirts ertönt live das Kufsteinlied, täglich ab 14 Uhr und bis vier Uhr früh. Drüben im "Drosselhof" wird vom Band mit der "Nordseeküste" gegengehalten. Und im "Hotel Post" schunkeln die Besucher zu "Trink, trink, Brüderlein trink". Die Gäste lassen sich derweil reichlich "Riesling feinherb" aus dem guten alten grünen Römerglas munden. Die Weinhandlung "Prost" gehört praktischerweise einem Japaner, da kann er sich mit vielen seiner Gäste in der Heimatsprache unterhalten. Und schließlich die größte Überraschung: Mitten im Zentrum des rheinischen Frohsinns gibt es eine Insel: Das Restaurant "Rüdesheimer Schloss" gehört der Familie Breuer, deren Weingut Georg Breuer zu den besten im Rheingau zählt. Auf der Weinkarte haben die Breuers alles, was Rang und Namen hat. Den Kegelgruppen und Karnevalsvereinen, die sich durch die enge Gasse schieben, ist das ziemlich egal. Sie schunkeln lieber in den umliegenden Gartenlokalen und bestellen sich noch eine süße Weinschorle.