Eine Glosse von Stefanie Bisping

Es ist ein heißer Tag in Ubud. Nur langsam kann man sich durch die Monkey Forest Road schleppen, hin und wieder in klimatisierten Geschäften verschnaufen. Dann lässt der Schweißfluss ein wenig nach. Doch auch das Bargeld verflüchtigt sich. Zum Glück sind die Zeiten vorbei, in denen man sich mit Reiseschecks und sporadischen Öffnungszeiten exotischer Geldinstitute plagte. Auch auf Bali kann man mit der EC-Karte Bargeld ziehen. Das erfordert nur wenige Schritte durch die sengende Sonne zum Automaten, der in einer Art Telefonzelle hängt. Innen herrschen Backofentemperaturen. Schnell spuckt der Automat Zigtausende indonesischer Rupien aus. Als die Scheine verstaut sind, liegt der Geldautomat längst hinter mir. Noch länger dauert es, nämlich bis zum nächsten heruntergekühlten Ladenlokal, bis mir klar wird, dass die Hitze auch die Denkfähigkeit beeinträchtigt. Die EC-Karte steckt noch im Automaten. Hoffentlich. Diesmal schaffe ich die 50 Meter in wenigen Sekunden. Da steht eine sympathische Frau, die erklärt, sie habe keine Karte gesehen.

Die gute Nachricht: Bestimmt hat der Automat die Karte geschluckt. Die nette Dame hat gewiss die Wahrheit gesagt. Die schlechte Nachricht: Es ist Sonnabendnachmittag, die Banken haben geschlossen, und morgen geht es zurück nach Nusa Dua. Muss ich nun länger bleiben? Oder noch mal zurückfahren, die Karte zu holen? Zum Glück ist auf Bali jeder freundlich und hilfsbereit, im Hotel in doppeltem Maß. An der Rezeption ruht niemand, bis geklärt ist, wo die Filiale in Nusa Dua zu finden ist und dass die Karte bis Mittwoch dort eingetroffen sein soll. "Rufen Sie an, und fragen Sie, wann Sie die Karte abholen können", schärft man mir ein.

Zurück in Nusa Dua. Am Montag erhalte ich bereits morgens zwei Anrufe von der Bank. Mittwoch könne die Karte abgeholt werden. Auch am Dienstag ein Anruf. Man scheint es kaum erwarten zu können, mir aus der Patsche zu helfen. Nachmittags noch ein Anruf: Morgen dann! Bitte den Pass mitbringen!

So geschieht es. In der Bank ist es kühl. Der freundliche Mensch öffnet ein großes Ringbuch, liest darin. Er studiert meinen Pass und überträgt alle Angaben auf ein Formular. Er steht auf, verschwindet für Minuten. Dann kehrt er zurück. Hurra, meine Karte hat er dabei. Aber es ist noch viel zu erledigen. Er teilt mit, dass eine Bearbeitungsgebühr anfällt. Sie ist sehr gering - in Euro kaum auszudrücken. Er schreibt mit akkurater Handschrift eine Quittung. Nirgends Computer. Er nimmt wieder das Buch, klebt Wertmarken ein, legt mir alles zur Unterschrift vor. Nach einer Dreiviertelstunde und viel Lächeln verlasse ich die Bank mit der EC-Karte. Ob sie per Post angereist ist oder mit einem Sammeltaxi - sie behält es für sich.