Ein kleiner Rosengarten und jahrhundertealte Bäume und Wiesen laden zum Verweilen ein.

Der Arzt hatte ihm geraten, seine Bronchitis an der Ostsee auszukurieren. Also fuhr Siegfried Jung, ein aus Franken stammender Unternehmer für Haustechnik, 1997 nach Usedom, machte eine Fahrradtour durch das Hinterland von Ostvorpommern und entdeckte zufällig die Ruine des Schlosses Ranzin. Jung überlegte sogleich, wie dieses Haus wohl nach einer Sanierung aussehen könnte. Seine Vision gefiel ihm, und er entschloss spontan, das Anwesen zu erwerben.

Erbaut hatte das Schloss Friedrich von Hohmeyer - als feudalen Wohnsitz für seinen Sohn, der hier die bekannteste Schafzucht in Europa aufbaute. Als der 1898 verstarb, bekam zunächst die Schwägerin das Nießrecht. Bis 1937, als er von den Nazis vertrieben wurde, lebte dann der Neffe Rittmeister von Hammerstein und Loxten im Schloss. Nach Kriegsende war es Diakonie-Altenheim und ab 1956 Lehrlingsinternat. Zu dieser Zeit litt das Gebäude am meisten, die Fassade wurde weitgehend zerstört, die Deckengemälde hat man zerschlagen und die Stuckdecken rausgerissen. Bis 1988 war das Haus dann eine Ausbildungsstätte für angehende Landwirte.

Zum Glück fand auch Gerda Jung Gefallen an der Immobilie. Sie ist seit jeher für das Kaufmännische in der Firma zuständig. Und so machte sich das Ehepaar Jung an die Arbeit. Siegfried Jung ist ein Mensch, der die Ärmel hochkrempelt und eigenhändig mit anpackt: "Mir ging es auch darum, Arbeitsplätze zu schaffen." Er stellte zwei Männer aus dem Dorf ein, mit denen er die Restaurierung und Renovierung durchführte.

"Ursprünglich wollte ich hier meinen Lebensabend verbringen", erzählt er - doch dann kamen immer mehr Freunde und Bekannte vorbei, die mal sehen wollten, was er hier so treibt. Sie waren begeistert und fragten, ob sie nicht übernachten könnten. "Erst da habe ich beschlossen, das Haus zum Hotel auszubauen", sagt der lebenslustige Inhaber lachend. Der Selfmademan übernahm die architektonischen und installatorischen Arbeiten sowie die Ausstattung selbst. Die Räume sind groß geschnitten (meist mit getrenntem Schlaf-/Wohnbereich) und individuell eingerichtet. Das Mobiliar wurde in ganz Europa gekauft. So stammen die Lampen aus Murano und die Stühle im Restaurant aus der Versteigerung des Hotel "Carlton" in Nürnberg. Kostbare Antiquitäten stehen neben teilweise biederen Tischen und Sofas aus den 1950er, 1960er und 1970er Jahren. Aber es ist gerade diese zum Teil skurrile Mischung, die das Haus so charmant macht. "Ich will keine bestimmte Stilrichtung. Hier soll jeder etwas finden, was ihm gefällt", begründet Hausherr Jung seinen Stilmix.

Die Zimmer sind nach Freunden benannt. In den Betten haben schon einige berühmte Persönlichkeiten, wie König Juan Carlos, Königin Sylvia oder Udo Jürgens genächtigt. Einige der geräumigen Badezimmer sind mit Whirlpools ausgestattet. Im Untergeschoss gibt es einen Wellnessbereich mit Dampfkabine, Sauna, Infrarotkabine und Unterwassermassage - aber ohne Pool. Vor dem Haus plätschert in einem kleinen Rosengarten ein nostalgischer Brunnen. Der schöne Park mit jahrhundertealtem Baumbestand und Wiesenflächen lädt zu Spaziergängen oder zum Relaxen auf Sonnenliegen ein.

Im Restaurant, geprägt von mit Wandmalereien mit Ansichten hiesiger Städte, lässt es sich bei guter, bürgerlicher Hausmannskost zu sehr günstigen Preisen ausgezeichnet speisen. Das Wild stammt aus eigener Jagd, der frische Fisch aus Wolgast. Ausflugsmöglichkeiten gibt es viele. So lohnen Greifswald und Anklam einen Besuch. Baden kann man im nahegelegenen See oder an den herrlichen Stränden auf Usedom. Aber auch Fahrten mit der Kutsche und Bootsfahrten auf der idyllischen Peene können organisiert werden.

Der Hausherr hat Recht, wenn er als sein Lebensmotto angibt: "Die Natur schenkte uns in ihrer Großzügigkeit Wasser und Luft. In Verbindung mit menschlicher Tatkraft, guten Ideen und Gastfreundlichkeit sichert sie Wohlbefinden und Lebensfreude."