Herzlichkeit und Charme prägen die Hotelanlage zwischen Strand und Stadtwald.

Die Fassade mit ihrem Balkonraster erinnert an die Bäderarchitektur früherer Zeiten. Vom Wintergarten, wo gefrühstückt und gegessen wird, geht der Blick zur Strandpromenade. Die Apartments und Zimmer sind wohnlich eingerichtet, familienfreundlich und ohne Stilverrenkungen. Die Küche ist eher bodenständig.

Klingt brav und bieder? Ist es auch, jedenfalls auf den ersten Blick. Spätestens aber am zweiten Tag rücken andere Eindrücke in den Vordergrund, anregende, liebenswerte, ja sogar überraschende: Herzlichkeit im Service, ein Wellnessbereich mit einem ungewöhnlichen Angebot und nicht zuletzt die ideale Lage im ruhigen Teil von Kühlungsborn. Die Strandzugänge 15 und 16 liegen fast vor der Tür, nur durch eine schmale Tempo-30-Zone vom Hotel getrennt. Ein paar Schritte zur anderen Seite: Dort bietet sich der große und gepflegte Stadtwald für Spaziergänge und als Jogging-Parcours an.

Die etwas hochtrabend "Apartresidenzen" genannte Hotelanlage "Am Weststrand" setzt eine historische Tradition fort. An dieser Stelle hat fast 100 Jahre lang der "Fürstenhof" gestanden, eine der Nobel-Adressen in Arendsee. Aus diesem Fischerdorf und den Nachbarorten Brunshaupten und Fulgen, wo der Badebetrieb seinen Ursprung hatte, ist 1938 Kühlungsborn geschmiedet worden, benannt nach dem Hügelzug Kühlung im Bauernland hinterm Strand. Wie aus den meisten einst feinen Häusern an der Ostseeküste wurde auch aus dem "Fürstenhof" zu DDR-Zeiten ein Betriebsferienheim. Sanierungsversuche nach der Wende schlugen fehl; 1999 wurde das alte Haus abgerissen, zwei Jahre später der Neubau unter dem Namen "Am Weststrand" eröffnet. Besitzer ist Michael von Gusnar.

Die Seele vom "Weststrand" ist Angelika Gareiss, Direktorin des Hotels seit der Eröffnung. Sie hat schon als junges Mädchen im Vorgängerhaus gejobbt und Familienfeste gefeiert. Zu fast jedem Haus in Kühlungsborn kann sie eine Anekdote erzählen. Nur ihr Vater, Günter Henneberg, 74 und längst Rentner, kennt den Ort noch besser als sie, seit 55 Jahren schon. Jeden Montag zeigt er den Gästen auf einem Rundgang die Attraktionen des größten deutschen Ostseebades.

Charme und Frauenpower prägen wesentliche Bereiche des "Weststrand"-Hotels, das inzwischen auf drei Häuser mit insgesamt 64 Apartments und drei Doppelzimmern angewachsen ist. So freuen sich nicht nur die Stammgäste, wenn sie an der Rezeption von Madlen Hecker fröhlich begrüßt werden. Chefköchin Anette Weiß trifft mit ihrer gutbürgerlichen, auf frische Produkte ausgerichteten Küchenrichtung den Geschmack der meisten Gäste. Im Wintergarten, mit nur 40 Plätzen eigentlich das einzige Restaurant, kann es zuweilen etwas eng werden. Ein kleiner Extraraum hinter der Rezeption wirkt da schon fast wie ein Ausweichquartier, aus der Not geboren. Andererseits kann diese Nachbarschaft auch schon mal zu überraschenden und spannenden Ost-West-Tischgesprächen führen.

Die Fachkosmetikerin Steffi Jankowski, eine Frohnatur wie die Dame am Empfang, leitet den Spa-Bereich. Er ist nur über ein Außengelände zu erreichen. Ein kleiner Pool gehört dazu und eine Sauna. Zwei weitere, größere Saunen im Haupthaus werden ebenfalls gern genutzt. Steffis fachgeschultes Team, Masseure und Physiotherapeuten, setzt neben den bewährten Klassikern - Ölaroma mit Meersalz, Thalasso und einigen Ayurveda-Specials - neuerdings auf Zucker: "Ohne Glukose keine Energie ...".

In den Apartments herrscht gemütliche Zweckmäßigkeit: großzügige Sitzecken, über die Kinder auch mal toben können, Küchenzeilen, ausgestattet mit allem, was man brauchen könnte, einem modernen Herd, der Mikrowelle, dem Geschirrspüler. Genutzt wird das alles nur von einer Minderheit. Die meisten Gäste nehmen zum Essen und Frühstücken den Hotelbetrieb in Anspruch.