Randnotizen von Franz Lerchenmüller

Es ist zum Verrücktwerden: Vor Jahren haben wir hier an dieser Landstraße in Norwegen noch jede Nacht wild gecampt. Viele wunderschöne Plätze gab es, wo man das Auto einfach hinstellen konnte. Manche lagen verschwiegen im Wald, manche direkt am Wasser, man konnte Feuer machen und war jede Nacht für sich allein.

Inzwischen aber, scheint es, sind überall, wo die schönen Fleckchen waren, offizielle Campingplätze mit nagelneuen Hütten entstanden. Oder frisch geteerte Rastplätze mit Holzbänken, einem Toilettenhäuschen und einem ganz eindeutigen Schild "Camping forbudt". Wo aber die Natur Natur geblieben ist, hat man Draht gespannt und Stangen davor gelegt oder dicke Steine hingerollt.

Ach ja? Wir versuchen es trotzdem. Wir campen jetzt, da unten, in dem kleinen Wäldchen am Fluss, auch wenn die Zufahrt durch Felsbrocken versperrt ist. Kurz entschlossen halten wir, ächzend rolle ich zwei Steine zur Seite, während Marita Schmiere steht. Kommt ein Auto, blicken wir versonnen in die Landschaft.

Wir fahren durch, rollen einen Stein zurück und rangieren den Wagen hinunter zum Fluss. In der Tat: ein schönes Fleckchen. Vielleicht ein bisschen viele Mücken, vielleicht ein bisschen feucht, der Boden. Macht nichts. Es wird eine erholsame Nacht.

Aber es wird ein anstrengender Morgen. Denn als wir aufwachen, ist das Auto eingesunken. Schieben ist zwecklos, die Räder drehen durch. Uns bleibt nur, Hilfe zu holen. Etwa 500 Meter zurück war ein Bauernhof. Auch einer von denen mit Hütten hinterm Haus. Da müssen wir hin, wohl oder übel.

Der Bauer wirkt zurückhaltend, aber nicht unfreundlich und hört sich unsere Geschichte an. Er will ganz genau wissen, wo wir festsitzen und nickt dann: Er weiß Bescheid. Von den Steinen sagen wir nichts, er fragt auch nicht danach.

Kann er uns denn nun mit seinem Traktor herausziehen? Macht er das? Ja, sagt er, sicher, warum nicht. Und wie viel will er dafür haben?

"Na ja", sagt er, "700 Kronen." "700 Kronen, fast 90 Euro, so viel?" "Klar", sagt er, "700 Kronen. Exakt 700." Direkt hinter ihm schaukelt das Schild: "Hytte. Per night: 700 nkr".